Children of Morta - Familienbande im Test

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Der Grund, warum ich mich gern einem Indiegame annehme, ist, weil ich oftmals überrascht werde. Das mag nicht immer im positiven Sinne sein, doch gibt es oftmals auch Spiele, die sonst unter dem eigenen Radar liegen würden. Gut, bei Children of Morta ist das nicht der Fall, denn durch zahlreiche Trailer war mein Interesse bereits geweckt und nun durfte ich endlich in der Vollversion Hand anlegen. Ob mich das Spiel jedoch so unterhalten hat wie erhofft, erfahrt ihr hier in meinem Erfahrungsbericht.

Children-of-Morta-02Die Geschichte spielt in einem fernen Land, das von der Dunkelheit verzehrt wird. Es ist eine seltsame Fäulnis, die das Land und deren Bewohner befällt und sie zu wilden Bestien verwandelt, die alles angreifen, was sich in ihren Weg stellt. Je mehr die Tage verstreichen, desto weiter breitet sich diese Verderbnis aus und es wird nicht mehr lange dauern, dass auch die Bergsons ihrer anheimfallen werden. Doch die Familie Bergson möchte sich nicht kampflos ihrem Schicksal ergeben und so ziehen das Familienoberhaupt John und seine älteste Tochter Linda in die Welt hinaus, um den Ursprung der Fäulnis zu erkunden. Die Familie ist seit jeher der Beschützer des Berges Morta, der nun durch die Verderbnis in Gefahr ist. Deshalb nehmen sie alle ihre Kräfte zusammen, um den Berg zu verteidigen und im besten Fall sogar die gesamte Welt zu retten. Zu Anfang ziehen die beiden ältesten Mitglieder der Familie in den Kampf. John ist der kräftige Krieger, der mit Schwert und Schild bewaffnet auf seine Feinde eindrischt und Linda ist die geschickte Bogenschützin, die Nahkämpfen tunlichst aus dem Weg gehen sollte, da sie bereits nach wenigen Treffern am Boden zusammensackt. Im weiteren Spielverlauf könnt ihr noch vier weitere Familienmitglieder freischalten, die sich allesamt unterschiedlich spielen und sich so klar voneinander abgrenzen. So spielt ihr zum Beispiel mit Kevin, der mit seinen Doppelklingen flink seine Feinde malträtiert und sich im Schatten verstecken kann oder Joey, der mit seinem riesigen Hammer sich mit purer Kraft durch die Feindesreihen mäht.


Children-of-Morta-06Als Ausgangspunkt der Einsätze dient das Familienanwesen der Bergsons, in dem wir über einen Geheimgang in den Keller in die verschiedenen Gebiete reisen können. Und so beginnt die Reise in den nahegelegenen Höhlen, um erste Spuren zu finden. Hier erkundet ihr in bester Hack & Slay Manier den Dungeon und erledigt eine Vielzahl von Monstern, die zu Beginn vorrangig aus Spinnen, Verderbte und Fledermäusen bestehen. Je tiefer man in die Höhlen vordringt, desto stärker und zahlreicher werden die Feinde. Doch auch eure Stärke wird wachsen, denn mit jedem erledigten Feind erhaltet ihr Erfahrungspunkte, mit denen ihr schlussendlich Level aufsteigt. Mit jedem neuen Level erhaltet ihr einen Fertigkeitspunkt, welche in neue Fähigkeiten investiert werden können. So werdet ihr zusehends stärker und könnt den Feinden mehr entgegensetzen. Children of Morta gehört zu der Gattung der Roguelikes, das bedeutet, dass die Level zufallsgeneriert sind und auch die Ereignisse, die ihr dort antreffen werdet. Die ersten Runs durch das Labyrinth werden möglicherweise nicht allzu erfolgreich ablaufen. Es kann sogar sein, dass ihr nicht mal die erste Ebene überlebt, wobei das Spiel aber sehr nachsichtig ist, denn sterben kann niemand der Charaktere. Sobald eure Lebensleiste erschöpft ist, wird der Charakter aus dem Dungeon in die heimische Villa teleportiert.


Children-of-Morta-08Ansonsten findet ihr in den Höhlen unterschiedliche Räume, die mit blauen oder goldenen Türen markiert sind. Hinter den blauen finden sich verschiedene Ereignisse, das können Nebenquests sein, aber auch kleinere Rätsel und Herausforderungen, die bei erfolgreichem Abschluss mit neuen Gegenständen belohnt werden. Mal müsst ihr Wellen an Feinden erledigen oder Fußplatten in Reihenfolge drücken, um einen Schatz zu erlangen. Manchmal könnt ihr sogar gegen eine göttliche Macht Pong spielen. Interessant sind hier eher diejenigen Räume, in denen sich kleinere Nebenquests und Geschichten befinden. So helft ihr liegengebliebenen Wanderern ihren Wagen wieder zum Laufen zu bringen oder sucht im Dungeon nach Heilkräutern, um einem Verletzten zu helfen. Auf jeden Fall sei euch versichert, dass sich jede gute Tat für euch auszahlen wird. Beispielsweise habe ich auch einem Bären geholfen, der von den Verderbten gefesselt und gefoltert wurde. Nach meiner Rückkehr in das Anwesen fand ich vor der Haustür einen großen Haufen an Früchten und die Fußspuren waren hier eindeutig. Betretet ihr Räume mit goldenen Türen, findet ihr oftmals Artefakte vor, die euren Charakter im derzeitigen Run verbessern. Das sind oftmals passive Buffs, die von einfacher Erhöhung von Eigenschaften reichen, über Begleiter, die euch zeitweise heilen oder im Kampf unterstützen, bis hin zu Totems, die beim Aufstellen Gegnern in der Nähe schaden zufügen oder sie betäuben. Je nachdem, wie viele Stockwerke das aktuelle Gebiet hat, könnt ihr viele dieser Relikte finden und sie freischalten. Allerdings habt ihr diese nur während des einen Runs und könnt sie nicht für die Nächsten wieder benutzen.


Children-of-Morta-20Am Ende eines solchen Dungeons wartet immer ein Endboss auf euch, den ihr besiegen müsst, um das nächste Gebiet freischalten zu können. Diese sind allesamt fordernd, allerdings nicht allzu schwer, da sie alle eine Angriffsstrategie haben, die man leicht durchschauen kann. Meist ist es eher der eigene geringe Level, der einem die Grenzen aufzeigt. Jeder Charakter hat seinen eigenen Fertigkeitsbaum, jedoch schaltet man zusätzlich alle vier Level eine weitere Fähigkeit frei, von der die gesamte Familie profitiert. Beispielsweise, dass man eine schnellere Bewegungsfähigkeit erhält oder sich die Wutanzeige schneller füllt, mit der man je nach Charakter mächtige Attacken vom Zaun brechen kann. Was mich persönlich aber am meisten motiviert hat, ist die Tatsache, dass nach jedem Lauf durch einen Dungeon man einen weiteren Storyschnippsel erhält. Nicht nur, dass es mit der eigentlichen Geschichte um die Fäulnis weitergeht, oft erfährt man auch weitere Hintergründe der Familienmitglieder, wodurch sie deutlich menschlicher wirken und man eine soziale Verbindung zu den Mitgliedern verknüpft. Allgemein ist die Geschichte sehr spannend und liebevoll erzählt. Ebenso bietet sie zahlreiche Wendungen, vor allem im späteren Spielverlauf, so dass man weiterhin bei der Stange gehalten wird. So erzeugt man dieses Gefühl, doch noch schnell einen Run machen zu wollen, obwohl es bereits 1 Uhr nachts ist. Durch diese Verbindung wurde ich auch tatsächlich emotional berührt, wenn für mich unvorhergesehene Ereignisse eintraten und das hat ein Videospiel nur selten bei mir geschafft.


Children of Morta ist für mich schlicht und ergreifend ein Meisterwerk geworden. Die Spielmechanik ist durchweg motivierend, die Story bleibt stets spannend und interessant und hat mich tatsächlich auch Empathie entwickeln lassen, da man sich mit der Zeit mit den Figuren identifizieren kann. Es macht einfach Spaß, die Familie Bergson auf ihrer Reise zu begleiten und zu sehen, wie sie mit jedem Mal stärker werden, nachdem sie einen Dungeon verlassen haben. Klar, es gibt mittlerweile so einige Roguelikes, aber bisher hat mich keines so gepackt wie Children of Morta. Was man dem Spiel vielleicht ankreiden kann ist, dass es nach dem Ende kein New Game Plus gibt und dass der Koop-Modus aktuell nur offline funktioniert. Ansonsten lege ich jedem das Spiel ans Herz, der mit Hack & Slays ansatzweise etwas anfangen kann.


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