Erst 2012 erschien ein Remake. Zunächst für Apples Ipad, später auch für PC und Android Systeme. Das grundsätzliche Spielprinzip blieb erhalten. Erneut spielt ihr die Nord oder Südstaatler und schiebt eure Armeen über eine Landkarte von Amerika. Wie im 89`er Original folgte, bei Feindkontakt, eine lockere Actionsequenz. Während man die normalen Scharmützel unverändert lies, sprich Infanterie, Artillerie und Reiterei treffen aufeinander, wurden die Jump and Run-Passagen aus der Seitenansicht dem modernen Zeitgeist angepasst. Was nichts anderes bedeutet als das man sie durch relativ simple Shooter-Abschnitte ersetzt hat.
Eben jene Version schafft es nun, 21 Jahre später, auf die aktuelle Konsolengeneration. Fortan kämpfen die Nord und Südstaaten also auch auf der Xbox One, Playstation 4 und der Nintendo Switch gegeneinander. Eins vorneweg: Ja, man tischt uns hier tatsächlich eine nur marginal veränderte Variante des 2012er Remakes auf. Grafik, Sound und natürlich das Gameplay wurden im Strategiepart fast komplett beibehalten. Doch alt bedeutet nicht automatisch schlecht.
Die moorhunartigen Shootersequenzen waren schon 2012 nicht das Gelbe vom Ei. Die jetzigen Egoshootereinlagen sind leider auch nicht besser. Grafisch ist das Ganze, aufgrund der Comicoptik, halbwegs nett anzusehen. Spielerisch wird es jedoch bereits nach dem zweiten Angriff auf Fort oder Zug langweilig. Der Levelaufbau ist immer gleich, es gibt gerade mal 3 verschiedene Skins für die Figuren und die KI ist strunzdoof. Der Feind rückt immer aus der selben Richtung an und verhält sich immer gleich. Hinzu kommen kleine und größere Bugs. Das reicht vom hängen bleiben an Ecken bis zu „ich glitche von einem Eck der Map zum anderen“. Teilweise also grobe Schnitzer, die aufgrund der sehr mauen Technik nicht wirklich nachvollziehbar sind. Wenn das Spiel schon technisch auf Sparflamme brennt, sollte es zumindest sauber laufen. Dennoch ist ein Verlieren in diesen Sequenzen beinahe unmöglich…es sei denn ihr purzelt vom Zug.
Wohl dem, der einen Kumpel zur Hand hat. Denn im Zweispielermodus fallen die Schwächen des Games eher weniger ins Gewicht. Da ist er wieder: der Spaß des Originals. Zwanglose Matches, geprägt von hämischem Grinsen und Jauchzen. Zwar entwickelt das Spiel aufgrund der sterilen, abwechslungsarmen und veralteten Grafik nicht denselben Charme wie anno 1989, der Spaß bleibt aber teilweise. Auch wenn die 2D Jump an Run Passagen damals besser gepasst haben, als die mauen Egoeinlagen von heute.
Mit meiner rosa Retro Brille vor den Augen erinnere ich mich an zig hochspannende und enorm taktische Partien „North & South“ gegen die KI und meine Freunde vor dem heimischen TV. Begleitet vom Klacken und Klicken der Competition Pro Microschalter und Tastengehämmer auf dem C64. Nervenaufreibende und actionreiche Scharmützle in Forts und auf dem Zug inklusive. Realistisch betrachtet war es schon damals simples Figuren ziehen statt Taktik und drei sehr seichte Minispiele von denen zwei, abgesehen vom Hintergrund, auch noch fast identisch waren. Das sieht ano 2020 auf meiner Xbox One nicht anders aus. Zu zweit machts ein paar Runden Spaß, dann ist jedoch die Luft raus. Am Ende schwelge ich mit einem kühlen Bier, mit meinem Gamingpartner lieber in wohligen Erinnerungen an die Zeit 89/90 statt ein weiteres Match zu starten. Zu kalt wirkt das neue, alte Remake und zu seicht die spielerischen und taktischen Möglichkeiten…ach wo wir schon zusammen sitzen, spielen wir doch lieber eine Runde Archon.