Einmal abgeschlossen seid ihr bereit für das Herzstück des Spiels: der Karrieremodus. Hier kann wahlweise ein Starspieler genutzt werden oder man schlüpft in die Rolle eines selbst generierten Tennisspielers. Diesen kann man mittels umfangreichen Charaktereditors nahezu vollständig anpassen. Sogar die kleinsten Details könnt ihr verändern wie etwa die Fettpölsterchen auf den Nasenflügeln. Seid ihr mit dem Aussehen eures männlichen oder weiblichen Spielers zufrieden, geht dann das eigentliche Spiel los. In einer kurzen Zwischensequenz erklärt euch euer Manager, dass er schon immer an die geglaubt hatte, und drückt euch ein Tablet in die Hand, mit dem ihr festlegen könnt, was eure nächsten Schritte sind. Eine tiefgründigere Story werdet ihr leider nicht miterleben. Man hat sich sicherlich von EAs Storymodus in FIFA orientiert, doch ist das hier bei weitem oberflächlicher. Im Menü könnt ihr aber dann tatsächlich euren weiteren Weg wählen. Falls ihr als Neuling begonnen habt, werdet ihr in euren acht unterschiedlichen Eigenschaftswerten noch recht niedrig sein. Um diese Fertigkeiten zu steigern, könnt ihr entweder bei Juniorturnieren teilnehmen oder in Minispielen an euren Fähigkeiten arbeiten. Letzteres sind kleine Spielchen wie mit dem Aufschlag bestimmte Punkte am Feld zu treffen oder mit speziellen Schlagtypen besonders punktgenau zu retournieren. Falls ihr Minigames wie in Virtua Tennis sucht in denen ihr Pokern oder Ähnliches könnt, dann seid ihr hier an der falschen Stelle.
Kommen wir aber zum Spielverlauf selbst, obwohl sich hier nur Facetten modifiziert haben. Das Gameplay an sich ist aufgrund derselben Steuerung kaum verändert worden. Musste es auch nicht, da man bereits im ersten Teil sich spaßige und spannende Duelle liefern kann. Insgesamt aus acht verschiedenen Schwierigkeitsstufen kann man wählen, wobei man sich zu Beginn doch eher an den unteren Schwierigkeitsgraden versuchen sollte. Das Gameplay ist zu Anfang etwas unübersichtlich, da man nicht nur bei Schlägen ein durchaus flinkes Fadenkreuz über den Platz schicken muss, sondern auch die Timingsanzeige über den Kopf des eigenen Spielers im Auge behalten muss. Das Timing wird in unterschiedliche Farben eingeteilt, die von Rot über Orange bis grün reichen. Den richtigen Zeitpunkt zu finden ist aber Übungssache und bereits nach einiger Zeit werdet ihr diese Anzeigen sogar abschalten, da sie ein wenig die Immersion stören. Zu Beginn ist auch eine Bewegungshilfe aktiviert, die sich aber im Optionsmenü stufenlos einstellen lässt, das erleichtert vorrangig den Einstieg. Vor allem wenn die Steuerung in Fleisch und Blut übergegangen ist, werdet ihr euch wie bei einer TV-Übertragung fühlen, zumindest sofern man nicht zur Nahaufnahme der Spieler kommt.
Was mich persönlich auch etwas gestört hat, waren die sterilen Arenen. Zwar hat man zum Teil die original Sponsorings auf den Flächen abgebildet, jedoch wirken die Zuschauer optisch immer noch steril, genau wie der Rest der Arena. Es ist zwar nett, dass man die Balljungen mit ins Spiel genommen und dargestellt hat, allerdings hätten diese auch ruhig den Ball holen können, sobald er beim ersten Versuch ins Netz geschlagen wurde. Das würde erneut einiges zur Immersion beitragen und hier gibt es durchaus noch Luft nach oben. Ansonsten macht man von der Präsentation vieles richtig. Vor allem bei längeren Ballwechseln macht es wirklich Spaß, mit der zu KI um jeden Punkt zu kämpfen. Dabei werden besonders knappe Bälle auch mit einem Raunen im Publikum quittiert und mit tosendem Beifall, sofern einer der Spieler einen guten Punkt macht. Am Ende eines Matches kann es außerdem sein, dass man zu einer Pressekonferenz eingeladen wird. Zu jeder Frage der Pressevertreter hat man mehrere Antwortmöglichkeiten, die sich jeweils auf den Ruf auswirken. Erwartet aber keine sonderliche Herausforderung, denn die richtige Antwort liegt meist nahe, doch sind viele der Fragen herrlich barsch, so dass ich des Öfteren schon schmunzeln muss.
Fernab der Karriere habt ihr noch die Möglichkeit, eigene Turniere und Meisterschaften zu erstellen, mit einer festgelegten Anzahl von Spielern. Witzig ist außerdem, eigene Austragungsorte per Editor zu erstellen und diese mit der Community zu teilen. So hat man einige Optionen auch echte Turniere nachzuspielen, die im Spiel jetzt vielleicht nicht enthalten sind. Natürlich kann man ebenso online gegen andere spielen, was bei meiner Testsession gut funktioniert hat. Es hatte zwar ein wenig gedauert, bis ein Gegner gefunden wirde, jedoch ist die Verbindung während eines Matches sehr gut. Leider kann man hier aber nur Spieler aus dem offiziellen Roster verwenden und hier spielt dann zu 90% jeder Gegner mit Rafa Nadal, weil er im Spiel die mit Abstand besten Werte hat. Hier wäre eine ausgleichende Spielstärke sicherlich nützlich gewesen.
AO Tennis 2 ist für mich mit einigen sinnvollen Neuerungen ausgestattet, die zumindest die Langzeitmotivation steigern. Vom Gameplay her hat sich zum vorherigen Teil nicht allzu viel geändert, allerdings war dies auch nicht nötig. Man hat eher am Umfang und an dem Drumherum gearbeitet, so dass man jetzt in einem spaßigen Karrieremodus an seinem Tennisprofi arbeitet und immer besser wird. Die optische Präsentation ist leider immer noch der größte Schwachpunkt des Spiels, was man aber aufgrund des Gameplays durchaus verschmerzen kann. Wer ein gutes Tennisspiel sucht, der ist mit AO Tennis 2 definitiv an der richtigen Stelle. Wer schon den ersten Teil besitzt, sollte sich wegen der erweiterten Karriere durchaus einen Kauf in Erwägung ziehen. Wenn man nur Matches spielen will, dann reicht wohl auch der erste Teil. Für mich hat sich das Upgrade auf jeden Fall gelohnt.