Tomodachi Life - Dem Wahnsinn auf der Spur im Test

Nintendo 3DS

Tomodachi Life ging zunächst völlig an westlichen Spielern vorbei. Die im April 2013 in Japan erschienene Lebenssimulation verkaufte sich bis zum US- und Europa-Release fast 2 Millionen mal im Land der aufgehenden Sonne. Nun darf auch der Rest der Welt ran. Ich und zahlreiche andere Spieler haben keine Ahnung, was uns erwartet.

Tomodachi-Life_07Die Spielergemeinschaft beschreibt Tomodachi Life oft als die japanische Version von Die Sims, die überaus erfolgreiche Lebenssimulation aus der Feder von Will Wright. Natürlich wird in diesem Zusammenhang ebenso das interne Konkurrenzprodukt Animal Crossing genannt. In Wahrheit gestaltet sich Tomodachi Life deutlich weniger interaktiv. Den selbst erstellten Bewohnern auf eurer Insel können keine direkten Kommandos gegeben werden. Sie betrachten sich selbst als Mii und den Spieler vor dem 3DS als Ebenbild des eingestellten Haupt-Miis. Sozusagen der Gott dieser Welt, der sich um die Zufriedenheit der Inselbewohner kümmert.
 
Erwartungsvoll packte ich also den Datenträger in meinen 3DS. Der erste Bewohner sollte natürlich mein eigener Mii sein. Doch da er nicht allein auf der kleinen Insel leben wollte, fügte ich fix ein paar reale Freunde ein und, um dem Ganzen noch etwas Würze zu verleihen, einige Promi-Charaktere. Immerhin braucht jedes Eiland einen Superman, John Lennon und Miyamoto höchstpersönlich.

Tomodachi-Life_06Meine Aufgabe ist es nun, meine Untertanen glücklich zu machen. Sie wollen neue Kleidung, andere Miis kennenlernen, gefüttert werden und ein schickes Appartment bekommen. Sie können Freund- sowie Feindschaften schließen, sogar heiraten, zusammenziehen und Kinder kriegen. Allerdings nur aus eigenem Antrieb heraus. Tomodachi Life lässt sich somit gerne als eine interaktive virtuelle Ameisenfarm betrachten. Auf wirklich wichtige Entscheidungen haben wir als Spieler keinen Einfluss. Wir bespaßen die Miis bloß und geben ihnen Rat.

So verbrachte ich die ersten Stunden damit, von Zeit zu Zeit meine Inselbewohner zu füttern und einzukleiden. Gelegentliche Minigames, wie Quiz und Memory, sollen für Abwechslung sorgen, gestalten sich aber dermaßen stupide und langweilig, dass die Spielanfragen relativ schnell von mir ignoriert wurden.

Tomodachi-Life_01Was blieb, war stilles Beobachten. Die Miis besuchen verschiedene Lokalitäten, veranstalten Grillfeste und Rap-Battles oder treten mit der Band in der Konzerthalle auf. Im Grunde war es das. Das Gameplay von Tomodachi Life beschränkt sich auf Beschenken und Beobachten. Meine Freundin schaute mir beim »Spielen« des Öfteren über die Schulter. Ihrer Aussage »Das ist doch stinklangweilig« konnte ich trotz mangelnder Gameplay-Vielfalt weder zustimmen noch konnte ich diese Behauptung widerlegen. Das Spiel fühlt sich nach einer riesigen Zeitverschwendung an.

Und trotzdem konnte ich nicht aufhören, ohne zu wissen warum. Weitere Stunden vergingen. Ich bespaßte die Miis, ich fütterte sie, ich beobachtete sie. Mittlerweile schalteten sich weitere Lokalitäten frei, in denen ich sie beobachten konnte. Interessant.
 
Tomodachi-Life_02Die Acht-Stunden-Marke wurde geknackt. Hier wäre jetzt ein typischer Call of Duty Singleplayer zu Ende gezockt gewesen. Ich wäre gesättigt und zufrieden. Tomodachi Life wiederum war noch nicht vorbei. Klar, Lebenssimulationen haben kein Ende, aber ich fühlte mich auch noch nicht gesättigt. Stattdessen erstellte ich noch mehr Miis. Die Besetzung von The Big Bang Theory sollte es sein. Auch sie wollten natürlich bespaßt, beschenkt und beobachtet werden. Also tat ich das. Denn ohne mich würden sie zugrunde gehen. Ohne mich würde sich niemals ihre Zufriedenheit steigern.

Ich gab ihnen alles, wonach sie verlangten. Einwegkameras, Hamsterkostüme, Sombreros. Alles. Das Einzige, wonach ich mich sehnte, war eine Erklärung, warum ich so viel Zeit darin investierte.
 
Tomodachi-Life_05Zu diesem Zeitpunkt sah ich meine einzige Motivation in der Hoffnung, dass später noch etwas total Cooles passieren würde, doch die Wahrheit kannte ich bereits.

18 Stunden habe ich mittlerweile in Tomodachi Life investiert. Viel wird hier nicht mehr passieren. Aber ich spiele weiter. Doch weiß ich jetzt endlich, warum. Ich mag meine Inselbewohner! Ich mag jeden einzelnen Mii auf dieser verdammten Insel! Das gesamte Spiel sprüht nur so vor Charme, dass es mir wirklich schwerfällt, damit aufzuhören.

Ich mag die wirren Träume und die bescheuerten Konversationen. Die virtuellen Versionen meiner Freunde und wie sie miteinander interagieren. Es sind die kleinen Dinge, die Tomodachi Life spielenswert machen.
 
Tomodachi-Life_03Sicher, dieser Ausnahme-Titel ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Selbst Sims- und Animal-Crossing-Fans bekommen keine Garantie, dass sie mit diesem abstrusen Genre-Vertreter Spaß haben werden. Ich jedoch habe meinen Spaß daran und kann jedem nur empfehlen, in Foren eures Vertrauens nach Demo-Codes Ausschau zu halten, um den Wahnsinn einmal selbst erleben zu können.








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  • von Civilisation:

    Nintendo 3DS-Fans feiern mit kostenlosem HOME Menü-Design, exklusivem Puzzle und einem Preisnachlass im Nintendo eShop Das einzigartige Nintendo 3DS-Spiel Tomodachi Life, in dem sich alles um das Thema Freundschaft dreht, wartet täglich mit neuen Überraschungen auf. Es geht darin...

  • von Bitmap Brother:

    Habe heute versucht, meine Miis zu tauschen. Komischerweise konnte ich alle Miis empfangen, allerdings brach die Übertragung meiner Charaktere merkwürdigerweise jedes Mal mit einer Fehlermeldung ab, die in etwa "Der Charakter enthält unangemessene Ausdrücke" lautet. Habe denen zwar...

  • von bmX:

    Ich spiele es noch gelegentlich und versuche nach und nach meine 40 Bewohner alle auf Level 50 zu bringen. 10 sind schon auf 50. ...

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