Soul Hackers - Das RPG der alten Schule im neuen Gewand im Test

Nintendo 3DS

Bei dem neu erschienenen Shin Megami Tensei: Devil Summoner - Soul Hackers haben wir es im Grunde genommen mit einem Klassiker zu tun. Bereits 1997 für den SEGA Saturn erschienen, bekamen Japaner zwei Jahre später eine leicht polierte Version für die erste PlayStation spendiert. Jetzt, 17 Jahre nach Release, kommt auch der Westen endlich in den Genuss dieser Perle.

soulhackers_screenshots_3_Dämonen, Engel, Cyberpunk, Hacker, eine Prise Clichés und Stereotypen - grob könnte man so Soul Hackers zusammenfassen. Klingt wenig überraschend für einen Shin Megami Tensei Ableger, dass erneut fortgeschrittene Technologien und das Okkulte eine Rolle spielen. Die Story dreht sich dabei um eine kleine Hackergruppe namens »The Spookies«, die die fiktive High-Tech-Stadt Amani City vor den dämonischen Kräften der Online-Welt Paradigm X retten muss.

Klingt simpel, ist es auch. Die Atmosphäre gibt allerdings trotz ihres Alters schnell den Ton an. Die große Frage ist jedoch, kann man ein Rollenspiel aus Zeiten des sogenannten »Bit-Wars« heute noch genießen? Man kann!

Neben der hervorragend gestalteten Spielwelt im 90er Jahre Sci-Fi Anime-Look, sticht dabei vor allem das Kampfsystem aus launigen Old-School-RPG-Zeiten heraus. Das lässt die Spieler die meiste Zeit in rundenbasierten Kämpfen und im Statusmenü seiner Mitstreiter verbringen.

Soul_Hackers_ss_1_Charaktere treten bei Soul Hackers mit beschworenen Dämonen gegen ihre Artgenossen an. Diese untypischen Gefolgsleute helfen euch allerdings nicht aus Lust und Laune, sondern müssen durch Konversationen um den Finger gewickelt werden, bevor sie für eure Seite antreten.

Auch durch Fusion zweier Dämonen können neue und mächtigere Arten entstehen. Die Stärken, Schwächen und Vorlieben der Kreaturen herauszufinden, sowie das Sammeln dieser, entfacht schnell eine Sucht und Motivation, wie man sie beispielsweise in der Pokémon-Serie beobachten kann.

Bei Soul Hackers zeigt sich das Party-Management-System allerdings deutlich komplexer als bei den bunten Knuddeltierchen. So bedienen sich nette Dämonen hauptsächlich an Heil- und Schutzzaubern, während hinterlistige Artgenossen stets auf eigene Faust angreifen. Gutmütigkeit, chaotisch und Neutralität sind weitere Emotionen, die man bei der Wahl der zu kämpfenden Kreaturen berücksichtigen sollte, um zu verhindern, dass das eigene Team uns in den Rücken fällt.

Soul_Hackers_ss_7_Um dem entgegen zu wirken, sollte die Loyalität der Dämonen stets aufrechterhalten werden. Japan-typisch wird das mit diversen Geschenken über die Bühne gebracht. Welcher Dämon freut sich denn nicht über eine kleine Aufmerksamkeit?

Zugegeben, es ist zum Haare ausreißen, wenn die eigene Party nicht das macht, was ihr befohlen wird. Auf der anderen Seite entwickelt der Spieler auf diese Weise eine Art Bindung an jedes einzelne Geschöpf. Sie denken und handeln selbstständig, und möchten, im Gegensatz zu den willenlosen Pokémon, gleichberechtigt behandelt werden. Prima! Soul Hackers ist also trotz seines Alters absolut spielenswert! Doch Moment! Eine kurze Sache noch, bevor das Game in den virtuellen Einkaufswagen landet. Ein klassisches Grundelement alter Rollenspiele ist natürlich auch bei Soul Hackers mit dabei. Die Rede ist von den hassgeliebten Random-Encounters. Alle paar Schritte wird der Spieler in zufallsgenerierte Kämpfe geschmissen, die schnell zu einer Qual und Geduldsprobe werden.

Die Rangeleien sind allerdings Pflicht und man wird dazu gezwungen, diese auch zu bestreiten. Nicht der Erfahrungspunkte wegen, sondern auf Grund der sogenannten MAG, welches die Dämonen benötigen, um bei Laune zu bleiben. Klingt nervig, hat aber durchaus zwei Vorteile. Auf der einen Seite muss sich der Spieler so intensiv mit dem komplexen Kampf- und Party-System auseinandersetzen, außerdem Leveln die Kreaturen so im richtigen Tempo auf, um ein gutes Pacing zu garantieren.

soulhackers_screenshots_1_Soul Hackers gibt allerdings niemals vor, ein Spaziergang über den Ponyhof zu sein. Fehler in Form von schlechten Entscheidungen werden konsequent bestraft, so dass ein generischer Random-Encounter durch unkluges Verhalten zum Tod führen kann. Im Gegenzug fühlt sich jeder gewonnene Kampf wie ein richtiger Erfolg an. Was jedoch die teils riesigen Dungeons wieder zunichtemachen. Schnell bleibt die Motivation durch Backtracking, Random-Encounters und teilweise nervigen Rätseln auf der Strecke.

Shin Megami Tensei: Devil Summoner: Soul Hackers bleibt eben im Herzen Oldschool, und das sollte dem Spieler bewusst sein. Gamer der 90er freuen sich über ein durchdachtes und komplexes Kampfsystem, was, im Gegensatz zu manch anderen Gameplay-Mechaniken der 16- und 32-Bit Ära, absolut zeitlos ist.




Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Patricia:

    Soul Hackers fand ich ganz in Ordnung. Aber die alten Snes Teile oder Strange Journey haben bei mir mehr Eindruck hinterlassen. Trotzdem finde ich es auch total klasse das ältere Spiele von Atlus eine Frischzellenkur bekommen und dann sogar bei uns lokalisiert werden....

  • von Seegson:

    SMT: Soul Hackers war für mich damals der Kaufgrund des 3DS. Seit vielen Jahren wollte ich immer mal die Saturn Version spielen, besitze die Konsole aber leider nicht mehr. Als ich dann gelesen habe dass Soul Hackers für den 3DS portiert wird dachte ich erst an einen schlechten Aprilscherz, aber...

  • von ShoguN:

    Hatte die letztens Tage auch mit dem Titel geliebäugelt aber dank Nognirs tollem Review werde ichs mir echt nicht kaufen.. Riesige Dungeons in denen jeder RE ein halber Bossfight ist?:D Nene du.

Insgesamt 8 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen