Daniel zur PS-Vita-Version:
Ich bin zwar in der Stadt aufgewachsen, habe aber meine letzten Schuljahre in ländlicher Umgebung geführt. Tatsächlich lag vor meinem Garten direkt ein Feld und der Staub vom Ernten hat mich oft genug ins Haus getrieben. Auch in der Schule lernte ich einen mir bis dahin unbekannten Menschenschlag kennen: Den Teenager, der sich neben der Vorfreude auf den Führerschein (ein Muss, um aus dem »Kaff« rauszukommen und einen Ort zu erreichen, wo man was erleben kann) mit Vorliebe über Trekker unterhält.
Irgendwer bei GIANTS Software wird mit solch einer Dorfjugend auch vertraut gewesen sein und beschlossen haben, ihnen für ihre Handhelds endlich das zu liefern, was sie wollen. Und ich denke, er hat missverstanden, was das ist.
Kaum den Landwirtschafts-Simulator 14 (den es sogar als Retail-Fassung gibt) in die PS Vita gelegt, bekomme ich ein paar grundlegende Tipps. Aber leider wirklich nur für die allerersten Abläufe. Kurz darauf stehe ich allein da und der Großteil des Spiels wurde mir nicht erklärt.
Vor allen Dingen bietet die Simulation viel Herumfahrerei. Das Land pflügen, Bahn für Bahn, handgesteuert, solange wie es eben dauert, mit einem Traktor langsam über ein Feld zu tuckern. Dann säen, wieder gemächlich über den Acker schleichend. Als Nächstes düngen, selbe Prozedur. Und wenn das Getreide irgendwann gewachsen ist, kommt die Ernte, die genauso abläuft. Abschließend darf der Ertrag minutenlang in die Stadt transportiert werden; wo man auch immer hin muss, um ein neu gekauftes Gerät abzuholen.
Jedes Detail will brav von Hand erledigt werden, bis hin zum Umfüllen des geernteten Korns in den Anhänger oder das Ankoppeln der verschiedenen Werkzeuge an den Traktor. Rückwärtsgang, mittig auf das benötigte Teil zufahren (es sollte natürlich richtig herum liegen) und ankuppeln. Ja, das ist ziemlich realistisch. Und ja, das ist verdammt langweiliges Gefriemel. Irgendwann kann ich es mir zumindest leisten, die Landmaschinen automatisch über die Felder fahren zu lassen; aber nur eine Runde und das korrekte Gerät muss weiter manuell geholt werden.
Es wird schnell klar, dass hier in keinster Weise auf die Erfordernisse eines portablen Spiels eingegangen wurde. Das Game spielt sich so, wie man es eben der PC-Klientel präsentieren konnte, wo jemand nach der Arbeit zu Hause am Rechner sitzt und einfach gemütlich seine Runden im Traktor drehen möchte. Handheld-Unterhaltung funktioniert aber anders. Sie soll einem in erster Linie ermöglichen, auch in kurzen Dosen Spielspaß zu haben; wenn das Potenzial für längere Sessions vorhanden ist, gilt das als netter Bonus. Und schon gar nicht ist ein Handheld für Situationen gedacht, in denen man sich entspannen kann.
Für unterwegs müsste so ein Spiel für mich mit einem komplett neuen Design aufwarten. Mit Miniaturansicht, Automatisierungsfunktionen und im Zeitraffer. Anders als Kollege Stefan hilft mir da der Wirtschaftsaspekt nicht viel weiter, da er sich erst nach Stunden der monotonen Tätigkeiten auftut und zweite Geige hinter Detailgefriemel spielt, das bei anderen Spielen mit einem Mausklick erledigt wäre. Guter Alltagssimulator des Bauernlebens? Vielleicht ja. Gute Wirtschaftssimulation? Nein.
Die Grafik auf PSP-Niveau gewinnt auch keinen Blumentopf. Vom Sound, also den Motorengeräuschen, ganz zu schweigen.
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Stefan zur 3DS-Version:
Ich muss zugeben, dass ich etwas geschockt war, als ich Daniels Worte zur PS Vita-Version des Landwirtschafts-Simulators 14 gelesen habe. Sollte das Ding auf den Handhelds wirklich eine Bruchlandung geworden sein? Nachdem ich das Modul im 3DS aktiviert und einige Zeit gespielt habe, kann ich ein ganz klares „Nein“ in meine Einleitung setzen!
Zugegeben, durch den Test der Xbox 360-Version im vergangenen Jahr habe ich Vorkenntnisse, die mir beim 3DS einen gewissen Vorteil gab. Dachte ich zuerst auch, dass die Erklärungen im Spiel extrem dürftig sind, bekam ich erst kurz darauf mit, dass man eine ausführliche und gut strukturiert abrufbare Anleitung vor und während des Spielens aufrufen kann. Diese gibt einem die nötigen Tipps für ein erfolgreiches Bauernleben. So setzen ich meine drei zum Start zur Verfügung stehenden Fahrzeuge gezielt zur Ernte, dem Umpflügen, Sähen und Düngen ein, ohne persönlich hinter jedem Lenkrad zu sitzen. Das Zauberwort heißt hier „Helfer einstellen“, was durch ein einfaches Anklicken des Lenkradsymbols auf dem Bildschirm möglich ist. Während die Jungs also beschäftigt waren, fuhr ich bereits die erste Ernte zur Verkaufsstelle mit der derzeit höchsten Prämie.
Ein Problem kommt bei den gekauften Arbeitern nur auf, wenn Gerätschaften zu nah am Feld platziert stehen und diese das automatische Wendemanöver blockieren. Mit dem Wissen ist dem aber schnell Abhilfe geschaffen. Rasch noch die prall gefüllten Silos zu ¾ geleert und in bare Münze gewandelt und schon ging es ans Einkaufen neuer Geräte. Dies ist ein zwingendes Muss, da jede gepflanzte Sorte ein spezielles Erntegerät benötigt. Ist der Geldtopf erneut groß genug, geht es ans Zukaufen weiterer Felder. Ab einer gewissen Anzahl kann das auch in Stress ausarten, da zu spät geerntete Sachen nicht mehr den vollen Preis erzielen. Als kleine Auflockerung gibt es wie schon auf den großen Ablegern kurze Missionen, die angenommen werden können. Diese fordern zwar kaum, bieten aber leichte Abwechslung außerhalb der Hauptarbeiten.
Auf dem 3DS empfand ich es nur als etwas ungünstig, dass man die Erklärungen der Fahrzeuge und Gerätschaften nur aus der separat abrufbaren Anleitung erhält. Dies unterbricht den Spielfluss, wobei die Menge an Text auch erst einmal im Kopf behalten werden möchte. Neben Scheinwerfern und der Rundumleuchte, welche schon fast eine übertriebene Reichweite bei den Reflexionen in der Umgebung hat, weiß der 3-D-Effekt zu gefallen. Durch Zoom und freier Rundumsicht ist für genügend Überblick sowie den Blick für manche Details gesorgt. Lediglich eine Time-Shift-Funktion, also die Möglichkeit die Abläufe zu beschleunigen, spendierte man den Handhelds nicht. Dies in Verbindung mit einer automatischen Auftragsvergabe, welche wie bei einem Tamagotchi auch im geschlossenen Zustand für Fortschritte sorgt, hätte dem Titel noch einige Punkte mehr eingebracht.
Daniels Fazit: Stefan und ich sind bei diesem Titel wie Feuer und Wasser. Für mich ist klar: Selbst als Fan von Wirtschaftssimulationen wird man kaum die Engelsgeduld für die simulierte Farmarbeit aufbieten können, um wirklich auf dem kleinen Gerät Stunde um Stunde der Wiederholung von immer gleichen Tätigkeiten zu durchstehen und Grossbauer zu werden. Wenn ich Civilization oder Kaiser spiele, dann muss ich eben auch nicht meinem Siedler oder Bauern jedes mal manuell das richtige Werkzeug nehmen lassen. Aber genau auf diesen Tätigkeiten liegt das Hauptaugenmerk dieses Spiels, und dadurch wird für mich jedes Interesse am Wirtschaftsaspekt im Keim erstickt. Realismus ist nicht alles, und manchmal muss eben den speziellen Gegebenheiten einer Plattform Rechnung getragen werden. Hier hat GIANTS Software leider versagt. Für mich ist dieser Titel leider nur eine 2.5.