Das 1998 erschienene und ein Jahr später mit dem Zusatz „Color“ aufgepeppte Syougi no Tatsujin („Shōgimeister“), ist eben so ein Spiel. Bereits drei Jahre zuvor hatte die Entwicklerfirma ADK eine Arcade- bzw. Heimfassung für das Neo-Geo-System veröffentlicht. Diese erschien, aus nachvollziehbaren Gründen, auch nur in Japan, weshalb sie bei uns eher weniger bekannt ist.
Auf den ersten Blick wirkt Shōgi wie eines dieser zahllosen Mahjongg-Spiele, die sich in Japan seit einigen Dekaden großer Beliebtheit erfreuen. Auf den zweiten Blick aber zeigt sich, dass das Spiel eindeutige Ähnlichkeiten mit dem, hierzulande ungleich bekannteren, Schach aufweist. Es existieren verschiedene Figuren, repräsentiert durch fünfeckige Steine, welche mit eigenen Bewegungsmustern auf dem 9x9 Felder großen Spielfeld agieren. Die entsprechenden Bewegungsmöglichkeiten findet man leicht im Internet. Das Ziel des Spiels ist es – wie sollte es anders sein – den König (ōshō) matt zu setzen (tsumi).
Im Gegensatz zum hiesigen Schach gibt es zwei wesentliche Unterschiede: Zum einen wandern geschlagene Figuren auf die Hand des schlagenden Spielers. Diese können dann wiederum, wenn der Spieler an der Reihe ist, an quasi jeder beliebigen freien Stelle auf dem Feld wieder ins Spiel gebracht werden (Ausnahme: nur ein Bauer pro senkrechte Linie!). Damit gewinnt das Spiel extrem an strategischer Komponente und relativiert die Dominanz, welche beim westlichen Schach durch eine „große“ Armee erreicht werden kann – denn mit einer entsprechend guten Hand lässt sich das Spiel im Handumdrehen kippen. Der zweite wesentliche Unterschied ist eine sogenannte Beförderungszone. Diese umfasst jeweils die letzten drei Felder des Spielfelds. Sollte es einer Figur gelingen in diese Zone zu gelangen, lassen sich ihre Bewegungsfähigkeiten verbessern.
Wie schlägt sich nun ADKs Syougi no Tatsujin bei der Umsetzung dieses Spielprinzips? Zunächst begrüßt uns ein Intro-loser Titelbildschirm, der, mit japanisch anmutender Musik untermalt, das Drücken des A-Knopfes fordert. Alsdann befinden wir uns schon im Hauptmenü mit den zwei zur Verfügung stehenden Spielarten: Zum einen „Shōgi“ und zum anderen eine Art „Bauernschach“, bei dem es das Ziel ist einen gegnerischen Fußsoldaten (fuhyō) zwischen zwei seiner eigenen Fußsoldaten einzukesseln. Dafür dürfen sich die ansonsten eher trägen Milizen über beliebige Distanzen auf dem Spielfeld bewegen.
Habt ihr euch einmal für einen Spielmodus entschieden, steht, neben der Auswahl der Schwierigkeit und des Handicaps, noch die Wahl des Computergegners an. Und hier warten hundsgemeine Brocken auf euch, denn unabhängig vom gewählten Level haben die Gegner einiges auf dem Kasten. Es wird vermutlich ein paar Runden dauern, bevor ihr das erste Mal jubeln könnt.
Beim Einblenden des Spielfeldes habt ihr dann auch schon alles gesehen, was Syougi no Tatsujin zu bieten hat. Keine aberwitzigen Animationen des Gegners beim „Nachdenken“, wie etwa beim großen Neo-Geo-Original, keine weichen Animationen der Steine bei der Bewegung sondern einfaches klack-klack, keine grafischen Raffinessen im Spielfeldablauf. Die Präsentation ist also unter aller Kanone, weswegen es kaum wundert, dass das Spiel gerade einmal mit 4MBit zu Buche schlägt. Einzig die Musik kann über längere Strecken aufgrund des japanischen Einschlags bei der Stange halten. Obgleich mehr musikalische Stücke wünschenswert gewesen wären.
Master of Syogi im Test
Mit Japan-only Spielen ist es für uns „Westler“ so eine Sache. Zum einen hindert die meisten von uns eine natürliche Sprachbarriere am Verstehen des Spiels, zum anderen sind es die Spielprinzipien selbst, die durch ihre Unvertrautheit befremdlich wirken. Bei einer relativ kleinen Spielebibliothek, wie sie der Neo Geo Pocket (Color) vorweisen kann, lohnt sich aber dennoch ein Blick über den Tellerrand.
Nico meint:
Positiv
- günstig zu bekommen
- Link-Modus
Negativ
- billige Präsentation
- brockenharte Gegner
Userwertung
Weiterführende Links
Insgesamt ist Syougi no Tatsujin ein mittelmäßiges Spiel, das als Pausenfüller für zwischendurch durchaus begeistern kann. Für dauerhaften Spielspaß ist die Aufmachung allerdings deutlich zu schwach. Wer offen für japanische Kultur ist, sollte einen Blick riskieren – zumal das Spiel für circa 10€ im kompletten Zustand zu bekommen ist.