Resident Evil und seine filmischen Vorbilder im Test

Fernöstlicher Grusel

Vielleicht habt ihr schon einmal vom geistigen Urahn der Resident Evil Reihe namens Sweet Home gehört. In diesem Famicom-Spiel macht sich ein Team in ein abgelegenes Herrenhaus auf, da sich in ihm Fresken von unschätzbaren Wert befinden sollen. Schon bald werden die Abenteurer von übernatürlichen Gestalten heimgesucht. Elemente wie die Türöffnungssequenzen haben bereits hier ihren ersten Auftritt. Zeitgleich zum Grusel-RPG erschien in Japan ein gleichnamiger Horrorfilm mit nahezu identischer Story. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, dass der Produzent des Films, Jūzō Itami, auch am Spiel mitgewirkt hat. Sweet Home ist aufgrund der Werbekampagne eines der früheren Beispiele für Crosspromotion zwischen Film und Videospiel. Das im Film dargestellte Herrenhaus erinnert optisch teilweise frappierend an das zombieverseuchte Anwesen aus Resident Evil. Neben der antiken Einrichtung sorgt auch die Lage in einem Waldgebiet für ein Déjà-vu bei Kennern des ersten Resident-Evil-Teils.

Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist ...

Resident Evil sollte ursprünglich der geistige Nachfolger von Sweet Home werden und somit, wie die Vorlage, auf Geister als Gegner setzen. Der verantwortliche Designer, Shinji Mikami, verwarf jedoch die Idee und setzte auf Zombies als Antagonisten des Spiels. Mikami sah zu dieser Zeit die Werke von George A. Romero, welcher mit Night of the Living Dead (1968) und seinem Nachfolger Zombie (Dawn of the Dead, 1978) den modernen Zombiefilm begründet hat. Anders als in früheren Filmen waren nun Zombies keine unter einem Vodoofluch stehende Sklaven, sondern Tote, die wiederauferstehen und nach dem Fleisch der Lebenden gieren. Doch es gibt auch subtilere Anspielungen auf Romeros Dead-Reihe. So ist die Flucht per Helicopter am Ende des ersten Resident-Evil-Teils ein Verweis auf Dawn of the Dead, in dem die letzten beiden Überlebenden ebenfalls per Hubschrauber fliehen. Im 2002 für den GameCube erschienen Remake ist vor dem Titelbildschirm eine Sequenz zu sehen, in der sich ein auf einem Bett liegender Untoter langsam erhebt, ehe er erschossen wird. Eine klare Anspielung auf die Tötung des Dawn-of-the-Dead-Charakters Roger, welcher in einer sehr ähnlichen Szene von seinem Zombiedasein erlöst wird.

Zoologisches Grauen

Nicht nur die Zombiefilme eines George Romero, sondern auch einige Klassiker des Tierhorrorfilms haben die Resident-Evil-Designer maßgeblich beeinflusst. Die aggressiven Krähen, welche im ersten Teil unseren Kameraden Forest töten, sind dem Klassiker Die Vögel (1963) von Alfred Hitchcock entliehen, während die Haie offensichtlich eine Hommage auf Steven Spielbergs Klassiker Jaws (Der weiße Hai, 1975) darstellen. In Resident Evil 2 bekommen wir es hingegen mit einem überdimensionierten Alligator zu tun, welcher in der Kanalisation Raccoon Cities lauert. Das erinnert frappierend an den Film Der Horror-Alligator (1980), in dem ebenfalls ein mutierter Kaltblüter in den Abwässern einer amerikanischen Stadt (Chicago) Jagd auf Menschen macht. Wie im Spiel wird auch hier das bissige Reptil in die Luft gejagt.

Natürlich mag es noch eine Vielzahl anderer Filme geben, die einen Einfluss auf Capcoms Spielereihe hatten. Dennoch hoffe ich Fans des Survival-Horror-Klassikers ein paar Anregungen  für den nächsten Filmabend gegeben zu haben.