Nach der Auswahl wird ein schönes Intro im Mangastil abgespielt. Die Geschichte handelt von den Archäologen Lance Colton und Eve Chou, die im Auftrag des Britischen Museums nach Ägypten reisen, um die neu entdeckten Pyramiden zu untersuchen (wie konnte man diese zuvor übersehen?) und die fünf darin verborgenen Pharaonen-Sarkophage zu bergen. Jeder sonstige Schatz, der ihnen dabei in die Finger kommt, ist natürlich gern gesehen. Dummerweise beschlossen die alten Ägypter, ihre Herrscher über den Tod hinaus zu beschützen, und so sehen sich die beiden Forscher mit Horden von Mumien konfrontiert.
Das Spielprinzip ist recht simpel und kann als eine Variante der in den Achtziger Jahren beliebten Labyrinthspiele angesehen werden. Der Spieler bewegt sich dabei durch einen Raum mit vier Reihen von je fünf Sarkophagen. Anders als sonst sind diese Hindernisse absolut symmetrisch und immer gleich platziert. Ziel des Games ist es, in jedem Level unter den zwanzig Särgen das Grab mit der Königsmumie zu finden. Der Inhalt eines Steinsarges wird dann preisgegeben, wenn man ihn einmal komplett umrundet. Fußspuren helfen einem dabei die Übersicht zu behalten und zu erkennen, wo man bereits war und welche Stelle man noch nicht betreten hat. Das klingt natürlich zuerst leicht, und das wäre es auch, falls da nicht die übelgelaunten Mumien wären. Angefangen bei einem einsamen Wächter, der ziellos umherstreift und keine große Gefahr darstellt, kann sich die Situation schnell verschärfen. Denn die geöffneten Ruhestätten bieten nicht nur den Highscore erhöhende Schätze; ehe man sich versieht, befreit man einen weiteren einbalsamierten Feind.
Findet man eine rote Papyrusrolle, so verwandeln sich die tölpelhaften Wiedergänger sogar in eine zielstrebig den Spieler verfolgende ernste Bedrohung. Die gelbe Schriftrolle wiederum invertiert die Spielsteuerung für einige Sekunden. Weitere Dinge, die die in den Untiefen der Grabkammern verborgen sind, sind da angenehmerer Natur; die Tarnung als Mumie ist da zu nennen, macht sie einen doch vorübergehend unverwundbar gegen Angriffe der selbigen. Findet man den goldenen Königssarg und den Schlüssel, kann man den Level über den Ausgang an der oberen Seite verlassen. Die verschiedenen Level bieten noch unterschiedliche Zusatzhindernisse. So gibt es Situationen, in denen der Boden überflutet ist, so dass man die eigenen Fußspuren nicht sieht. Oder völlig dunkle Ebenen, in denen man nur die eigenen Augen, die Gegner sowie bereits aufgedeckte Sarkophage ausmachen kann. Leider wiederholen sich diese Varianten schnell, und nach einer Viertelstunde sieht man dank der schnellen Natur des Spiels alles.
Ist das geschafft erwartet uns eine Bonusrunde mit einem Reaktionsspielchen, das im Prinzip an Spiele wie Guitar Hero angelehnt ist. Jeder der drei Buttons des Mega-Drive-Pads repräsentiert eine Farbe, und wir müssen schnellstmöglich die richtigen Knöpfe entsprechend der farbigen Segmente einer Säule auf dem Bildschirm drücken. Danach startet der Titel erneut bei Stage 1, mit mehr Gegnern und erhöhter Geschwindigkeit. Nach fünf Durchläufen erreichte man das Ende, was aber knifflig ist.
Eine kleine, versteckte Bonusstage möchte ich hier noch erwähnen. Ab und an tauchen in den Labyrinthen kurzzeitig Früchte auf. Wer diese einsammelt wird nach Einsammeln aller vier verschiedenen Fruchtsorten in einen Pac-Man-Level befördert. Dieser spielt sich zwar wie das Hauptspiel, hat aber visuell den klassischen Pac-Man-Look. Der Spieler steuert Pac-Man mit Indiana-Jones-Hut und weicht anstatt Mumien im schwarz-blauen Irrgarten Blinky, Pinky, Inky und Clyde aus.
Leichter gestaltet sich das Spiel im optionalen 2-Spieler-Modus. Hier ist Teamwork gefragt, und beide arbeiten zusammen, um die Särge aufzudecken.
Zur Technik:
Grafisch ist das Spiel nett, aber unspektakulär. Alles ist schön bunt und putzig gestaltet, es strahlt puren Retro-Charme aus. Beeindruckende Effekte sucht man jedoch vergeblich. In der Bonusrude gibt es ein Parallax-Scrolling über mehrere ebenen, und der Endgegner ist groß. Wie er sich ohne Flackern über das Spielfeld bewegt... Allerdings war es das auch schon. Das ist dennoch völlig ausreichend für diese Art des Games.
Die Musik beschränkt sich auf vier Tracks, die alle schön umgesetzt wurden: Die Titelmusik, die Bossmusik und zwei Varianten des Klassikers „Streets of Cairo“. Hier gilt ebenso, dass das technisch nicht überragend realisiert wurde, aber doch nett klingt und seinen Zweck erfüllt.
Oh Mummy Genesis im Test

2012 war ein großes Jahr für die Entwickler von 1985alternativo. Nach ihrem Einstiegswerk „Watman“ für den Gameboy Advance, das damals im Januar veröffentlicht wurde, stand für den Oktober mit „Oh Mummy Genesis“ für den Mega Drive auch schon das zweite Spiel der Hobbyentwickler an. Nach viel Wirbel um Verzögerungen und Diskussionen zur Materialqualität (wir berichteten) ist das eigentliche Spielerlebnis etwas in den Hintergrund gerückt. Das soll sich jetzt ändern; Verspätung und dürftige Verarbeitung beiseite, was taugt die Software?
Götz meint:
Positiv
- Mehrspieler-Modus
- Retro-Charme
Negativ
- Man hat schnell alles gesehen
- Bugs
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von Omnibot2000:
So wird es gewesen sein ...
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von 108 Sterne:
Dann haben die PCE Devs eine Zeitmaschine gebaut, sind in die Zukunft gereist und haben bei 1985alternativo abgekupfert!?
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von Omnibot2000:
Gerade beim Coryoon-Spine googlen gefunden: ...
Oh Mummy Genesis ist ein Homebrew mit kleinen Makeln. Die Probleme der Verarbeitung außen vor gelassen, ist es ein eher kleines Spiel und sicher nicht ein Paradebeispiel an Dauermotivation. Das war auch nicht zu erwarten bei der Umsetzung eines recht primitiven Computerspiels von 1984. Man hat schnell alles gesehen und nur die Jagd nach besseren Highscores und der Spaß mit einem Mitspieler bleiben übrig. Für Leute, die mit der Generation vor NES & co aufgewachsen sind, ist das genug, für diejenigen, die erst mit dem Mega Drive Kontakt zu Videospielen aufnahmen, dürfte das zu wenig sein. Außerdem trüben ein paar kleinere Bugs den Spielspaß. Bei einem so relativ kleinem Spiel hätte man sich zumindest umfassende Betatests gewünscht.
Aber das Stichwort bleibt „Homebrew“; als Hobbyprojekt ist das Game doch liebevoll umgesetzt und erweitert worden. Wer hier kein kommerzielles Produkt der 16-Bit-Ära erwartet, sondern eben Titel der frühen Achtziger und berücksichtigt, dass dieses Spiel in der Freizeit erschaffen und zudem zum Budgetpreis verkauft wurde, wird zufrieden sein. Denn in diesem Bereich ist „Oh Mummy Genesis“ ein gutes Spiel und um einiges aufwendiger als ein Großteil der konsolenübergreifenden Konkurrenz.