Unter der Oberfläche also. Auf den ersten Blick präsentiert sich The Sun and Moon als minimalistischer Plattformer: Eine kleiner Wurm mit zwei Augen muss drei Kugeln einsammeln, bevor er durch ein Portal verschwinden kann. Level für Level. Klingt einfach und wäre es auch, wenn nicht unüberwindbare Hindernisse und fiese Fallen den offensichtlichen Weg zum Ziel versperren würden. Genau an dieser Stelle greift »Beneath the surface«, denn per Tastendruck ist es möglich, die Gesetze Physik umzukehren und in feste Strukturen einzutauchen. Je tiefer man in den Boden vordringt, desto stärker wird man wieder nach oben gedrückt und schließlich förmlich aus dem Untergrund katapultiert.
Dieses Manöver öffnet völlig neue Möglichkeiten, um offensichtlich unzugängliche Plattformen zu erreichen, Stacheln und Feuerbällen (über und unter der Oberfläche!) auszuweichen und in der Nähe des rettenden Portals zu landen. Die Weltkarte verzweigt im Laufe des Spiels immer weiter: Jedes abgeschlossene der insgesamt 150 Level schaltet weitere Ebenen frei, die nicht linear abgeklappert, sondern zu großen Teilen frei angegangen werden können. Ab und zu müssen Bosskämpfe, in denen einem unaufhaltsam näher kommenden Feind ausgewichen werden muss, gemeistert werden. Bereits geschaffte Level dürfen jederzeit erneut betreten werden, kürzere Durchlaufzeiten bedeuten bessere Highscore-Ränge, außerdem werden besonders gute Leistungen mit Medaillen belohnt.
Die Präsentation ist für ein Ein-Mann-Projekt durchaus gelungen: Grafisch wird saubere und schnörkellose Pixelkunst geboten, das Farbschema wechselt mit steigender Schwierigkeit. Die etwas unruhigen, sich bewegenden Wolken im Hintergrund können auf Wunsch deaktiviert werden. Der Chiptunes-Soundtrack ist zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, fügt sich aber unauffällig und angenehm ins Spielgeschehen ein.
The Sun and Moon im Test
Von Game Jams habt ihr wahrscheinlich alle schon gehört. Designer, Programmierer, Grafiker und andere Künstler finden zusammen, um innerhalb eines vorgeschriebenen Zeitfensters - meist zwischen ein bis drei Tagen - Spiele vom Konzept bis zum fertigen Ergebnis umzusetzen. Ludum Dare ist eine der bekanntesten Game Jams, im April 2014 fand die Nummer 29 unter dem Thema Beneath the surface statt. Der Australier Daniel Linssen stellte seinen Beitrag The Sun and Moon binnen 24 Stunden fertig. Und gewann...
Alexander meint:
Positiv
- Erfrischende Spielmechanik
- Präzise Steuerung
- 150 herausfordernde Leve
Negativ
- Nicht sonderlich abwechslungsreich
- Schwierigkeitsgrad teilweise HORROR
Userwertung
Weiterführende Links
Es kostete mich einige Zeit, bevor ich die Spielmechanik komplett verinnerlicht hatte. Ab dann jedoch entwickelte »The Sun and Moon« einen unwiderstehlichen Sog, den ich in dieser Form zuletzt bei »Super Meat Boy« erleben durfte: Das einzigartige Gefühl, eine Aufgabe durchschaut zu haben ... um 37 mal in Folge zu sterben und dennoch zu wissen, dass das Ganze machbar ist! Der Unterschied zwischen nervigen Neustarts und motivierender Herausforderung liegt im cleveren Leveldesign und der überaus präzisen Steuerung. Die Genugtuung, dieses eine, verdammte Level irgendwann doch zu besiegen, rechtfertigt sowohl Daumenkrämpfe als auch wüste Schimpftiraden in Richtung des Bildschirms. Gut gemacht, Daniel Linssen!
Ein kleines Spiel mit einer erfrischenden Idee, welche so sauber wie konsequent umgesetzt wurde. Für 10 Euro und Fans des Genres ist »The Sun and Moon« eine klare Empfehlung.