Unsere Heldin kommt von der Alchemistenschule nach Hause zu ihrem Onkel. Hier soll sie ihre Ausbildung abschließen. Vater und Mutter sind seit Jahren verschwunden, bzw. tot. Um das Königreich vor bösen Mächten zu schützen, hat der König, dank der Hilfe des Alchemisten (eben jenem Onkel) Golemsoldaten geschaffen. Scheinbar friedlich können die Menschen des Reichs in Eintracht und Frieden leben. Doch ein gemeiner Scherge, der Falke, treibt sein Unwesen und irgendwie seid ihr in die Geschehnisse verstrickt. Recht schnell stellt sich heraus: nichts ist so, wie es scheint!
Klingt nach klassischer Abenteuerkost und ist es auch. Mit dem Unterschied, dass wir weder als Soloheld ein Actionadventure, noch mit einer mehrköpfigen Party ein umfangreiches RPG bestreiten. Schließlich handelt es sich bei Lost Grimoires: Stolen Kingdom um ein Wimmelbildspiel.
Spielerisch ist die Bezeichnung allerdings irreführend. Denn schon lange bieten die Titel dieses Genres in der Regel erheblich mehr als bloße „suche zig Gegenstände auf dem völlig überfüllten Bildschirm“. Zahlen- und Farben- sowie Verschieberätsel, klassische Memory Einlagen und schlichte „merke dir die Reihenfolge“- Szenen sind vorhanden. Sie sorgen, inklusive der einen oder anderen Kopfnuss, für Abwechslung. Der Rätselfreund wird bestens bedient. Angst vor zu schweren Aufgaben muss niemand haben. Jederzeit kann man sich Tips geben lassen oder gleich das ganze Rätsel überspringen. »Casual« eben.
Dazwischen präsentiert man euch die Geschichte mit recht nett gezeichneten Bildern und minimalen Animationen. Wie von zahlreichen Vertretern dieser Spieleart gewohnt, erinnert die grafische Präsentation an seichte Groschenheftillustrationen. Das ist nicht schlecht, nutzt die vorhandene Technik aber weder aus, noch reißt sie zu Begeisterungsstürmen hin. Das Niveau der Story entspricht ebenfalls den, gerne auch als Schundroman, bezeichneten Heften. Die Musik passt stets zur aktuellen Situation, die Sprecher gehen in Ordnung. Eine deutsche Synchronisation gibt es nicht, dafür jedoch Untertitel. Allerdings hätte man sich mit diesen ruhig mehr Mühe geben können. Hier und da fehlen komplette Wörter. Nicht schlimm, zeugt es aber dennoch von schlampiger Arbeit. Die technische Seite kann man getrost als 08/15 Standardware bezeichnen. Keine Höhen, keine Tiefen. Absolut nichts, das irgendwie heraussticht.
Im Grunde präsentiert sich das komplette Spiel als Standardmassenware. Titel wie Lost Grimoires: Stolen Kingdom gibt es in zigfacher Ausführung. Mittlerweile werden fast alle Bereiche, ob Fantasy, Horror oder auch Science Fiction, abgedeckt. Somit stellen sie tatsächlich das spielerische Pendant zum Groschenroman da. Wer mit der Story und seichten Rätseln etwas anfangen kann, der sollte durchaus mal einen Blick riskieren.
Wie viele andere auch kannte ich diese Art von Spielen lediglich vom Smartphone her. Die kurzen Rätsel und Storyhappen, sowie die genaue Touchsteuerung sind wie geschaffen für unterwegs. Auf der großen Mattscheibe, mit der Rechenpower eines modernen PC oder Konsole im Rücken, wirkt es auf mich jedoch etwas befremdlich. Zwar geht die Steuerung mit dem Pad durchaus in Ordnung, ist aber im direkten Vergleich schwerfälliger. Das Spiel ist in meinen Augen rasch hin programmierte Massenware, die in jeder einzelnen Sekunde nach Durschnitt schreit. Wer diese Art von Spielen mag, macht hier nichts falsch. Wer jedoch noch nie etwas damit anfangen konnte, der wird auch hierdurch kein Fan. Der Vergleich mit den „Groschenromanen“ trifft den Nagel auf den Kopf.