…doch da hat Rad die Rechnung ohne seine Spielekonsole gemacht. Wenige Sekunden später springt das Gerät wieder an. Ausschalten? Ist nicht. Stattdessen wird der Kleine in die Spielewelt hineingesogen. Dort entpuppt sich der ehemals schweigsame Plastikkasten als waschechte, anhängliche Labertasche. Schlagfertig noch dazu. In doppeltem Sinne. Nicht nur seine verbalen Spitzen sitzen, die Controller wichen Fäusten! So kann man mit seinen Händen feste auf die Gegner kloppen und sich an Felsvorsprüngen festklammern. Einen richtigen Konsolero bringt nichts aus der Ruhe und so macht sich Rad schnurstracks auf den Weg, die Gameswelt zu retten und einen Weg zurück in die reale Welt zu finden. Der Daddelkasten wird auf den Rücken geschnallt.
Für den echten Spieler am heimischen TV heißt das: rennen, springen, ballern. Im Kern ist Rad Rodgers demnach ein Jump'n Run, mit einer Portion Run'n Gun. Damit erfindet man das Rad nicht neu. Bereits in den 90ern turnte man unter anderem als grasgrüner Hoppelhase durch zwei Jazz Jackrabbit Abenteuer oder kämpfte sich durch die Levels von Ruff'n Tumble. Alle drei haben gemeinsam, das der Jump'n Run teil überwiegt. So auch hier. Die Gegner kommen meist einzeln, selten trefft ihr auf zwei oder gar drei Schergen gleichzeitig. Dank eurer Wumme sind diese aber Ruck Zuck Geschichte. Draufhüpfen solltet ihr tunlichst vermeiden, das kostet Lebenspunkte. Zum Glück werdet ihr von eurem Plastikbegleiter gerne daran erinnert.
Geboten wird Jump'n Run Standardkost. Laufen, rennen und von Plattform zu Plattform springen. An Felsvorsprüngen klammert ihr euch automatisch fest. Selbstscrollende Szenen, z.B. auf treibenden Baumstämmen, dürfen ebenso wenig fehlen wie Fahrstühle und Plattformen die nach wenigen Sekunden unter eurem Gewicht zerbröseln.
Die Standardwumme hat zwar schon genug Wumms um die Gegner nach kurzer Zeit ins Jenseits zu befördern, dennoch findet ihr immer wieder begrenzte Vorräte an Sondermunition. Schnellfeuer-, Shotgun- bis hin zur Granatenmuntion gilt es zu finden. Logischerweise geben die Gegner damit noch schneller klein bei. Allerdings sind sie ohnehin kein großes Problem. Ob sie nun eher planlos von links nach rechts watscheln, auf euch zu stürmen oder ebenfalls (langsam) schießen: eine wirkliche Gefahr, sind sie nicht. Der Levelaufbau stellt euch eher vor Probleme. Hopst ihr zu Beginn noch problemlos durch die Konstruktionen, machen euch alsbald Stacheln, bewegliche Plattformen & Co. Probleme. Exaktes Springen und langsames Vorgehen sind hier der Schlüssel zum Erfolg.
Für Abwechslung sorgen kurze Intermezzos, in deren Verlauf ihr die labernde Konsole in einer Cyberwelt steuert. Möglichst ohne an die Tunnelränder zu stoßen gilt es hier Aktionen durchzuführen, die in der „realen“ Welt Dinge reparieren. So müsst ihr dort fehlende Plattformen an ihren Bestimmungsort „boxen“, Stromkreise schließen oder Felsen zertrümmern. Trotz dem im Grunde simplen Aufbau, kostet euch ein solcher Abschnitt gerne mal einiges an Energie. Zahlreiche Gegner und umherfliegende Brocken kosten euch einiges an Energie.
Zum Glück lässt sich zu Beginn des Spiels der Schwierigkeitsgrad auswählen. Im einfachsten Modus habt ihr unbegrenzt Leben. Sterbt ihr, startet ihr am letzten Checkpoint. Gepaart mit der Savefunktion nach erledigtem Level, ist das Spiel so auch für absolute Noobs machbar. Sollte sich mal einer der ganz kleinen an die Konsole trauen, kann man auch die derbe Sprache in eine Kinderfreundliche ändern. Im Erwachsenen Modus sind derbe Sprüche und sexuelle Anspielungen an der Tagesordnung.
Technisch präsentiert sich Rad Rodgers auf der Höhe der Zeit. Butterweiches Scrolling, nett animierte Sprites und schicke, abwechslungsreiche Hintergründe. Die Musik dudelt eher unaufdringlich vor sich hin. Als Vorbildlich präsentiert sich die Sprachausgabe! Sogar auf Deutsch! Die Sprecher, vor allem der beiden Hauptfiguren, mache ihre Sache sehr gut. Bedenkt man, dass es sich hier nicht um einen große AAA Titel handelt, macht es das Ganze sogar noch besser.
Rad Rodgers sieht nett aus und spielt sich nett. Das war`s aber auch schon. Es bietet nichts, was es nicht bereits in den „golden Oldies“ zu sehen gab. Einzig die derben Sprüche sind (fast) neu. Wem das reicht, der wird gut bedient. Sonderlich innovativ ist es aber nicht. Im Grunde ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung das einzige, was es zu etwas besonderem macht. Für Fans des Genres mehr als einen Blick wert, ich hingegen ziehe eine erneute Runde Jazz Jackrabbit vor.