Resident Evil Code: Veronica X im Test

DreamcastGameCubePlayStation2

Jahrelang stand der inoffizielle vierte Teil der Resident Evil-Reihe auf dem deutschen Index. Inzwischen wurde Resident Evil Code: Veronica X jedoch neu geprüft und darf nun ungeschnitten schon ab zarten 16 Jahren gespielt werden. Grund genug, um das Zombieabenteuer einem Test zu unterziehen. Gespielt wurde die Version für den GameCube.

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Resident Evil Code: Veronica erschien im Jahr 2000 zunächst als Exklusivtitel für die SEGA Dreamcast, wurde jedoch als inhaltlich leicht aufgepeppte X-Version wenig später auch für die PlayStation 2 und den Nintendo GameCube veröffentlicht. Es war der erste Teil der Reihe, welcher nicht auf vorgerenderte Grafiken setzte. Blut ist nun einmal dicker als Wasser, weshalb sich Claire Redfield (bekannt aus Teil 2) erneut aufmacht, um ihren verschollenen Bruder Chris zu finden. Als sie das Umbrella-Hauptquartier infiltriert, wird sie dummerweise von den Schergen des Pharmakonzerns gestellt und auf einer entlegenen Insel namens Rockford Island inhaftiert. Als diese von unbekannten Kräften attackiert wird und dadurch die hiesigen Umbrella-Mitarbeiter zu Zombies mutieren, erbarmt sich der Gefängniswärter unserer Heldin und lässt sie frei. Es dauert nicht lange bis Claire auf die ersten Untoten trifft und mangels Waffen die Flucht ergreifen muss. Zum Glück begegnet sie Steve Burnside, einem anderen Überlebenden, welcher sich offensichtlich in seiner Sturm und Drang-Phase befindet und deshalb einige zickige Eigenschaften besitzt. So will er anfangs nicht mit uns kooperieren und uns später ein wichtiges Item nur überlassen, wenn wir ihm Maschinenpistolen besorgen. Trotz alledem hat er ein gutes Herz und rettet Claire das Leben, als sie von einer Kreatur bedroht wird.

resident_evil_code_veronica_xg_2Mit Code: Veronica bekommt der teuflische Konzern Umbrella erstmals ein Gesicht. Der Kommandant der Insel und des dortigen Konzernablegers ist Alfred Ashford, welcher eindeutig paranoide und psychotische Züge trägt, und seine diabolische Schwester Alexia. Beide sind Nachfahren einer der drei Gründerfamilien des Unternehmens, welche um den größten Einfluss buhlen. Mehr möchte ich von der spannenden, wenn auch trashigen Story gar nicht erzählen, da den Spieler noch so manche Überraschung und auch so manches Wiedersehen erwarten wird.

Ähnlich wie im zeitgleich entwickelten dritten Teil, gibt es in Code Veronica nur eine Kampagne, welche dafür aber sehr umfangreich ist und an viele unterschiedliche Orte führt. Obwohl man größtenteils mit Claire spielt, ergibt es sich immer wieder, dass man in die Haut anderer Protagonisten schlüpft, was der Abwechslung sehr zuträglich ist. Wie eingangs erwähnt, hat sich Code: Veronica das Korsett der vorgerenderten Grafiken abgestreift und führt den Spieler durch eine Echtzeitlandschaft. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits wirkt das Spiel nun deutlich dynamischer als seine Vorgänger, ist aber dadurch grafisch nicht besonders gut gealtert. So pixelig die Grafik der PlayStation-Teile auch wirken mag, so gut gealtert sind dafür die Renderkulissen, die man erkundete. Trotzdem überwiegen die Vorteile dieser Entscheidung.

resident_evil_code_veronica_xg_7Spielerisch blieb Code: Veronica dem Konzept der Vorgänger treu. Wir kämpfen uns mit Pistole, Schrotflinte, Granatwerfer und Co. durch unheimliche Umgebungen und müssen immer wieder Rätsel lösen, deren Lösungen oftmals abwegig sind, aber gekonnt das Spielgeschehen auflockern. Auch was die eingestreuten Schockeffekte angeht, beschreitet Capcom altbekannte Wege. So gibt es zahlreiche Jumpscares, die einem kurz das Herz in die Hose rutschen lassen. Die furchteinflößende Atmosphäre wird, wie auch bei den Vorgängern, durch die gruselige und sehr gut gelungene Musik veredelt. Gespeichert werden kann wie zuvor nur an den Schreibmaschinen mit den rar gesäten Farbbändern. Das Speichersystem kann man deshalb frustrierend finden. Ich bin jedoch der Meinung dass es der Spannung zuträglich ist. Und natürlich sind auch die guten alten Inventarkisten wieder am Bord, in denen alle Items verstaut werden können. Die klassische Tanksteuerung sorgt erneut für geteiltes Echo. Während Serienveteranen sofort die volle Kontrolle haben, werden Serienneulinge wahrscheinlich abgeschreckt reagieren. Code: Veronica X vertritt auf gekonnte Art und Weise die konservativen Resident Evil-Tugenden, die man als Fan der Serie bei den neuen Teilen so vermisst.

resident_evil_code_veronica_xg_12Trotzdem muss ich leider auch meckern! Wer sich im Serienerstling von den trashigen Dialogen abschrecken lies, dürfte Code: Veronica hassen. Zwar waren die Konversationen in den Resident Evil-Spielen noch nie Meisterstücke der Erzählkunst, dennoch haben sie mich nie gestört oder sich allzu negativ auf die Gesamtatmosphäre ausgewirkt. Hier ist das jedoch anders, zumal auch kein Horrorfilmklischee ausgelassen wird. Natürlich muss Steve widerwillig seinen zum Zombie mutierten Vater töten, da dieser ein ungesundes Interesse an Claires Halsschlagader entwickelt hat.

Selbstverständlich entwickeln sich zwischen dem rotznäsigen Steve und Claire zarte Gefühle, ohne jedoch dass die beiden die Möglichkeit hätten, sich zu küssen. Dabei ist Steve nie um ein dämliches Verhalten verlegen. So scheitert die vorzeitige Flucht der beiden dadurch, dass Steve lieber Claire auf den Hintern starrt, als seine Aufgabe gewissenhaft zu erledigen. Ich bezeichne Steve gerne als den Jar Jar Binks des Resident Evil-Universums, da er schlicht und ergreifend nervt.

resident_evil_code_veronica_xg_16Auch diverse Designmacken nagten während des Spielens an meinen Nerven. An einigen Stellen gibt es Gegner, die immer respawnen, was besonders lästig ist, wenn es sich um Insekten handelt, die uns jedes Mal vergiften. Wenn man im ersten Abschnitt den leeren Feuerlöscher in einer Sicherheitsbox vergisst, kommt es in einem späteren Kapitel des Spiels zu einem Gamebreaker, da ohne dieses Item das Spiel nicht gelöst werden kann. Das mag jetzt sehr negativ klingen, aber alle diese Macken ändern nichts an der Tatsache, daSs Code. Veronica ein guter Teil der Reihe ist. Gerade die diabolischen Ashford-Geschwister sorgen für Spannung.

Doch wie schlägt sich das Spiel im Vergleich zu Resident Evil 3: Nemesis? Das ist sicherlich eine Geschmacksfrage, da der dritte Teil wesentlich actionlastiger ist und mit dem unbesiegbaren Nemesis bereits eine Spur Terror beinhält, was die Serie ab Teil 4 besonders prägen wird. Code Veronica hingegen ist ein klassisches Resident Evil durch und durch. Das bedeutet, dass das Spieltempo wesentlich niedriger ist, mehr gerätselt wird und wir es auch eher mit gut dosierten Schockeffekten, statt Zombiehorden zu tun haben.




Melanie meint:

Melanie

So sehr mich Rotzlöffel Steve auch genervt hat, so sehr hat mich der Plot um die geisteskranke Ashford-Familie gefesselt. Im Großen und Ganzen bleibt alles beim Alten, was ich aber durchaus positiv finde. Der Mix aus Rätseln, gut platzierten Schockmomenten und dem Erkunden der schauerlichen Orte fesselt mich immer noch ungemein. Leider werden jüngere Spieler, die nicht mit der Serie aufgewachsen sind, durch die Steuerung und das langsame Spieltempo erst vor größere Hürden gestellt. Sind diese aber überwunden, erwartet horroraffine Gamer ein spannendes Abenteuer.

Positiv

  • Spannende Geschichte
  • Klasse Atmosphäre
  • Toller Soundtrack

Negativ

  • Manchmal zu trashig
  • Designmacken
Userwertung
9.6 17 Stimmen
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Resident Evil Code: Veronica X Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2000
Vermarkter Capcom
Wertung 8.4
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neXGam YouTube Channel
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