Sega auf dem C64 - Altered Beast im Test

Commodore 64

Altered Beast erblickte 1988 das Licht der Welt. Oder besser der Spielhallen. Denn wie die meisten Sega Titel zuvor, erschien  dieses Spiel zunächst in den japanischen Arcades bevor es auf 8 und 16-Bit Heimcomputer umgesetzt wurde. Selbstverständlich gab es auch Umsetzungen für Segas Master System und Mega Drive…sowie eine PC-Engine und (verhunzte) NES Version.

Die Arcadeversion glänzte mit tollen Grafiken und riesigen Sprites. Hinzu kamen ein famoser Sound sowie eine wuchtige Sprachausgabe („raise from your grave!“). Spielerisch war das Ganze aber schon damals limitiert und altbacken.

Altered_Beast_Nexgam_1Der muskelstarrende Held bewegt sich von links nach rechts. Auftauchende Gegner werden entweder per Faustschlag oder Fußtritt ins Jenseits befördert. Wer möchte, der kann auch springen. Wirklich nötig ist es im ersten Level des Spiels jedoch nicht. Einzige Besonderheit: Spezielle Feinde hinterlassen weiße „Orbs“. Sammelte man diese ein, erhöhen sie eure Reichweite. Ab einer bestimmten Anzahl mutiert euer Held zu einem Beast. Daher der Titel. Je nach Stage verwandelt ihr euch in einen Wolfs- oder Bärmensch. Sogar ein Flugdrache befindet sich im Angebot. Selber auswählen könnt ihr die Verwandlung jedoch nicht. Der Level gibt die Mutation vor. Das war‘s. Immerhin gibt es einen Zwei Spieler Modus. Dennoch war und ist Altered Beast, spielerisch, sogar in der Arcade Fassung alles andere als eine Offenbarung.


Finanziell entpuppte es sich trotz allem als Erfolg. Zeitweise wurde das Spiel sogar im Bundle mit dem Mega Drive verkauft.  So folgte, neben den anderen genannten Fassungen, Ende 1989 eine Umsetzung für den C64 unter der Schirmherrschaft von Activision. 1989, als neben dem bereits sieben Jahre alten 8 Biter, auch Amiga, Atari ST & Co. im 16-Bit Segment um Käufer warben. So dürfte keiner erwartet haben, vergleichbare große und detaillierte Figuren auf dem heimischen TV zu erleben.

Altered_Beast_Nexgam_2Im ersten Moment ist man allerdings positiv überrascht. Spielfigur, Backgroundgrafiken und Gegner sind im direkten Vergleich sofort zu erkennen. Etwas pixeliger, farbärmer und vor allem kleiner. Aber dennoch vorhanden. Die Grafik scrollt flüssig und die ersten Animationsphasen sorgen beim Kenner, ebenfalls für einen Wiedererkennungseffekt. Mit fortdauernder Spielzeit, verschlechtert sich der ursprünglich gute Eindruck jedoch rapide. Beim Treten in der Luft oder auch einem Schlag kann man sich durchaus fragen, was diese lange Spitze darstellen soll. Der eine oder andere Gegner erinnert mehr an einen Matschhaufen als an humanoide Feinde.
 
Altered_Beast_Nexgam_3Zudem entpuppt sich die Trefferabfrage oftmals als pures Glücksspiel. Obwohl im Screenshot (links) eindeutig zu erkennen ist, dass der Gegner getroffen wird, sieht es das Spiel anders. Beim nächsten Feind kann es durchaus anders sein. Manch Standardgegner kostet euch bei Berührung nicht nur einen Energiepunkt, sondern gleich ein komplettes Leben. Warum? Nach einer solchen wird euer Held zurück geworfen. Ohne reagieren zu können, trifft euch der Gegner dort erneut und wirft euch erneut zurück usw. usw.. Bis die Energie verbraucht ist: Exitus. Besonders gerne tritt dieser Umstand bei den Orb spendenden Spezialgegnern auf. So verliert ihr nicht nur ein Leben, sondern verpasst auch den Orb, was wiederum dafür sorgt, das ihr euch erst später oder im schlimmsten Fall gar nicht in die stärkere Beastform verwandelt. Im Gegensatz zur Arcadefassung, haben die ersten beiden Orbs übrigens keine sichtbare Auswirkung auf die Spielfigur. Ihr schlagt weder härter, noch weiter. Erst mit der dritten Kugel gibt’s die Verwandlung und eine Aufwertung. Gegen die Endbosse habt ihr nebenbei bemerkt ohne die Beastform  keine Chance.

Altered_Beast_Nexgam_Boss_1Apropos. Dass man auch bei diesen Abstriche in Sachen Details und Größe machen muss, war von vornherein klar. Das aber ausgerechnet diese meist als reiner Pixelmatsch auftauchen, ist unverständlich. Wie schon `89 einige Actiontitel bewiesen, kann der C64 weit mehr. Zur Erinnerung: Im Jahr darauf erschien das bahnbrechende Turrican! Beim ersten Boss fehlt z.B. von Beginn an der Kopf. Während er im Original ebenfalls mit den Köpfen auf den Spieler schießt, sind es in der C64 Variante Pixelhaufen, die eher an Kotbrocken erinnern.
 
Zudem entwickelt sich das Spiel schnell zur frustigen und hässlichen Qual ohne Highlights. Der Soundtrack geht in Ordnung, die Soundeffekte hingegen klingen stumpft. Besonders im Musikbereich darf man mehr erwarten. Die Sprachausgabe wurde komplett weggelassen, obwohl das auf dem C64 möglich gewesen wäre. Immerhin kann packte man ansonsten alles in die C64 Version. Alle Level des Originals, sowie der Zwei Spieler Modus sind vorhanden. Leider macht es das Spiel auch nicht besser.

Kurz: Altered Beast ist auf dem C64 eine miese Konvertierung. Grafik und Sound schwanken zwischen Mau und Mies. Das Gameplay ist öde und die  technische Seite eine Katastrophe. Das richtig ärgerliche ist, wie so oft, dass all diese Probleme nicht aufgrund der technischen Limitierung, sondern auf fehlendem Feinschliff und Können basieren. Ein schnell hingeschluderter Port eben.

Altered Beast ist in keiner Version ein spielerisches Highlight. Die C64-Fassung dürfte aber noch mit die schlechteste Version darstellen. Egal ob Action- oder Altered Beast Fan: Diese Fassung sollte sich niemand antun.

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