SEGA auf dem C64 - GOLDEN AXE im Test

Commodore 64

Mit Golden Axe feierte SEGA anno 1989 große Erfolge in den Spielhallen. So groß, das in den Arcades zwei Nachfolger erschienen. Natürlich erfolgten Umsetzung für SEGAs damalige Konsolen Master System und Mega Drive. Doch, wie zu dieser Zeit üblich, gab es ebenso Umsetzungen für nahezu alle Heimcomputer. Auch der „kleine“ C64 wurde 1990 mit einer bedacht, was in keinem Fall selbstverständlich war! Vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass der „Cevi“ zu diesem Zeitpunkt bereits acht Jahre auf dem Buckel hatte. Mit Amiga, Atari ST und dem Mega Drive war schon die stärkere 16 Bit Konkurrenz am Markt etabliert. Da grenzt es fast schon an ein Wunder, dass man sich an die Umsetzung eines modernen Arcade Automaten für den 8-Bit Opa wagte. Den Vertrieb übernahm Virgin Mastertronic. Umgesetzt wurde es von Probe Software Ltd.. Auf dem C64 zeichneten sie sich durchaus für das eine oder andere tolle Spiel aus.

Golden_Axe_Nexgam_7Auf den ersten Blick scheint die Umsetzung sogar gelungen! Ein schlichter, aber schöner Titelbildschirm empfängt den Spieler, gefolgt von der Charakterauswahl. Hier erwarten euch detaillierte Charakterbilder und einige Daten zu selbigen. Alle drei, aus dem Automatenvorbild bekannten, Helden haben es auf den C64 geschafft. Womit die Conversion gegenüber der Master System Version Punkte gut macht. So trefft ihr eure Wahl zwischen Barbar, Amazone oder Zwerg. Je nachdem, für wen ihr euch entschieden habt, teilt ihr stärker aus oder habt mächtigere Magieattacken vorzuweisen.  Schnell noch zwischen Soundeffekten und Musik gewählt (beides gleichzeitig ist nicht möglich), schon geht’s gegen Death Adders Schergen. Der 2-Player Coop wurde leider gestrichen. Es kann nur ein Held spielen…die Zahl eins wird euch noch ein paar Mal begegnen…

Golden_Axe_Nexgam_2_Nach kurzer Ladepause finden wir uns auch schon auf dem Schlachtfeld wieder. Wie im Original kämpft man sich durch fünf Levels, mit jeweils anderem Thema. Wald, Dorf, Schloss etc. pp gilt es zu bezwingen. Die kurze, aber nette Introsequenz des Automaten fiel der Schere zum Opfer. Statt dieser stürmt nach wenigen Sekunden der erste Gegner auf euer, wirklich schickes und gut animiertes, Sprite zu. Die Hintergründe sind ebenfalls nett und detailliert. Bewegung sucht man darin jedoch vergebens. Abgesehen von euch und dem jeweiligen Kontrahenten gibt es null Bewegung im Spiel.

Nach massivem Knöpfchengehämmer, liegt der erste Bösewicht auf dem Boden. Der zweite folgt sogleich. Nach drei oder vier weiteren weist euch ein Pfeil am oberen Bildschirmrand darauf hin, gefälligst weiter zu laufen. Bis nach wenigen Metern erneut Gegner auf euch einstürmen…schön der Reihe nach. Einer nach dem anderen. Das ändert sich im weiteren Verlauf des Spiels auch nicht. Ihr werdet nie mehr als einem einzigen Gegner gleichzeitg gegenüberstehen. Dieser Umstand macht aus Golden Axe, was eigentlich ein Brawler mit Fantasysetting sein sollte, auf dem C64 ein verkapptes Bemu, ohne jedoch dessen Möglichkeiten. Denn euer Schlagrepertoire besteht aus exakt einem Schlag. In Kombination mit „Joystick hoch“ wird daraus ein „Sprungschlag“, mehr ist aber nicht. Per Spacetaste löst ihr die Magiefertigkeit aus, Ende. Auf Dauer ist das zu wenig. Wer annimmt, das Spiel würde hierdurch einfacher, der hat sich getäuscht. Hat euch ein Gegner einmal getroffen, schließen sich unweigerlich weitere Treffer an. Bis ihr schließlich zu Boden geht.


Golden_Axe_Nexgam_5Ihr erinnert euch an die „eins“? Sehr gut. Denn pro Level trefft ihr auf exakt eine Gegnerart. Im ersten Level ist das ein gedrungener Barbar mit Stachelkappe, in Level zwei eine axtschwingende Amazone. Es folgt ein weiterer Barbarenverschnitt, gefolgt von Skeletten. Alle Gegner gibt es, immerhin, in verschiedenen Farbvariationen. Dazu gibt es zumindest einen Bossgegner pro Level. Im Automatenvorbild treten diese meist als Duett auf und sind recht groß. Auf dem C64 kommen auch diese nacheinander und sind nur unwesentlich größer als der Spieler. So hat man am Ende des Spiels zwar fast alle Gegner des Vorbilds gesehen und bekämpft, allerdings immer nur einzeln.

Die Reittiere haben es ebenfalls in Spiel geschafft. Bedrohlich wirken diese aber nicht, eher niedlich. Nach dem ersten Treffer verschwinden sie wieder. Da es oftmals recht schwierig ist, den Gegner mit den Flammenattacken des Reittieres zu treffen,  geschieht dies schneller als man gucken kann. Ein nettes Gimmick, das sich jedoch nicht wirklich aufs Gameplay auswirkt. Für Abwechslung sorgen also auch diese Viecher nicht.

Wer sich zu Beginn des Spiels für Musik statt Soundeffekte entschieden hat der wird, man ahnt es schon, feststellen, dass auch hier ein einziges Musikstück für das ganze Spiel ausreichen muss. Andere Stücke gibt es lediglich im Titelbildschirm und bei der Endsequenz. So kommt man zumindest auf drei Musikstücke, welche allesamt dem Automaten entnommen wurden. Wer C64 Chiptunes mag, der wird hier gut bedient.

Zu guter Letzt hat es immerhin auch die Endsequenz des Vorbilds auf den kleinen Cevi geschafft. So wird man mit einer schön animierten Sequenz, für die durchlebten Strapazen (sprich Langeweile) entlohnt.

Golden_Axe_Nexgam_6Am Ende bleibt festzuhalten: Trotz der eingeschränkten Fähigkeiten, wäre auf dem C64 mehr drin gewesen. Was man sieht, sieht gut aus, obwohl die Farbwahl etwas seltsam anmutet. Die Sprites sind allesamt detailliert und gut animiert, alle Level und Gegner sind vorhanden. Wir finden die Reittiere und Powerup spendende Gnome. Alle Charaktere stehen zur Auswahl und auch die Steuerung ist gut gelungen. Das Ganze ist wirklich gut spielbar und hätte mit mehr Feinschliff ein waschechter Hit werden können.

Die Beschränkung auf einen einzigen Gegner gleichzeitigt schießt die C64 Version aber leider ins Aus. Das mehr als 2 Sprites gleichzeitig darstellbar sind, zeigen Genre Kollegen wie Double Dragon, Renegade oder Final Fight. Hier hätte man andere Wege finden müssen. Das Fehlen der, ohnehin sehr kurzen und in Ingame Grafik gehaltenen, Introsequenz ist wohl auch nur mit Faulheit oder Zeitdruck zu erklären. Darstellbar wäre sie auch auf dem C64 gewesen. So ist Golden Axe am C64 nicht viel mehr als ein schön anzusehender Langweiler. Daher ist es lediglich beinharten Golden Axe Fans zu empfehlen, die unbedingt alle Versionen spielen wollen, oder schlicht keinen Zugriff auf andere Plattformen haben.

 

Userwertung
8.6 2 Stimmen
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Forum
  • von Azazel:

    Die Amstrad Version kommt von den 8 Bit homecomputerversionen dem arcade Vorbild am nächsten. Das hoppsende scrolling ist gewöhnungsbedürftig. Dennoch ist es sehr gut spielbar. Naja, am besten ist eh Probotector auf Demo NES. Das sollte man als Vorlage für ne neue Cevi Versionen nehmen. Roboter...

  • von Nognir:

    ich muss da auch sagen, dass mir da die Amstrad Version, trotz des auf dem System üblichen schrittweisen Scrollings, ein wenig besser gefällt. Die Spectrum Variante werd ich am Wochenende mal ausprobieren wenn ich Zeit hab. Hier mal ein Vergleichsvideo der 8-Bit Heimcomputerfassungen: ...

  • von Azazel:

    Ich find sie sogar gut. Sie sieht halt nur tierisch mies aus ...

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