Aurail im Test

Arcade

Ohne Worte. Manchmal braucht es kein bisschen Text um eine Hintergrundgeschichte zu erzählen, Bilder allein geben alles wieder. Manchmal ist aber auch nicht von Belang, weshalb man in einem Spiel unterwegs ist, wodurch man sich lange Erklärungen sparen kann. Wo man Aurail dabei einordnen will, bleibt einem selber überlassen. Jedenfalls kommt das Intro des Spiels ohne Worte aus; eine Raumschlacht, Schiffe explodieren, eine prinzessinnenhaft anmutende Frau wendet ihren Blick bedrückt vom Geschehen ab, ein einzelner Mech wird vorbereitet und auf einen nahen Planeten geschossen. Und los geht‘s.

Aurail_neXGam_3Aurail ist ein Arcade-Spiel und wurde Westone entwickelt, die Retrospielern vor allem dank der Wonder-Boy- bzw. Monster-World-Serien ein Begriff sein dürften. Mit diesen Klassikern hat es aber nichts zu tun, statt knuffigem Fantasy-Jump-‚n-Run wird hier ein Shoot‘em Up in ernsterem Sci-Fi-Szenario geboten. Man steuert einen Panzer/Mech durch insgesamt 16 Levels. Dabei existieren zwei Spielmodi. In den meisten Stages sieht man das Geschehen aus der Draufsicht, in einigen Passagen wechselt das Spiel jedoch in die Egoperspektive und man kämpft in einer Pseudo-3D-Umgebung.

In den 2D-Abschnitten steuert man den Mech von unten nach oben durch die Action. Der Screen scrollt nicht selbstständig, allerdings darf man nicht beliebig zurückgehen, sondern immer nur ein Stück. Meist sind zudem die Level breiter als der Bildschirm. Die Fortbewegung funktioniert in 8 Richtungen, das Schießen ist nur in Laufrichtung erlaubt. Dauerfeuer ist zwar möglich, jedoch vermag man sich derweil nicht zu bewegen, weil die Richtungseingaben die Schussrichtung bestimmen. Neben dem Standardschuss gibt es nur eine Extrawaffe in Form einer Robotersonde. Sie erscheint beim Aufsammeln eines Extras, und kann per Tastendruck Ziele angreifen. Dabei wird Energie verbraucht, die man durch das Sammeln von P-Symbolen auffrischt, welche von besiegten Gegnern zurückgelassen werden. Diese sind alternativ auch nutzbar, um einen Schild aufzubauen, der einen Treffer aushält. Der Mech ist nämlich bereits bei einem einzigen Hit zerstört, weshalb die bis zu drei erzeugbaren Schilde eine große Hilfe darstellen.

In den 3D-Bereichen ändert sich die Steuerung etwas. Dauerfeuer zwingt den Mech jetzt nicht mehr zum Anhalten. Zudem muss hier auf die Sonde verzichtet werden, die zugehörige Taste dreht stattdessen den Mech um 180 Grad. Eine Anzeige gibt außerdem Nähe und Position von Objekten (relativ zum Mech) hinter einem wieder, die bei den wild umherwirbelnden und schießwütigen Gegnern auch dringend benötigt wird. Einen 2-Spieler-Modus ist ebenfalls vorhanden, leider kann man aber nur abwechselnd daddeln.

Aurail_neXGam_4Ein Arcadespiel als schwer zu bezeichnen mag generell etwa so vielsagend erscheinen, als ob man ein 16-Bit-Spiel nur mit »es hat 2D-Grafik« beschreiben würde. Aber Aurail weist selbst nach Spielhallenmaßstäben einen Schwierigkeitsgrad auf, der sich gewaschen hat. Drei Schilde sind so schnell dahin wie Schnee in der Sonne, wenn man von vier Seiten mit zielsuchenden Raketen beschossen wird. Fehler und zu langsame Reaktionen führen, ehe man sich versieht in nahezu auswegslose Situationen. Um eine gute Kenntnis des Levelaufbaus und des optimalen Vorgehens kommt man kaum herum. Und allzu viel Zeit kann man sich auch nicht lassen. Es existiert zwar kein direktes Zeitlimit, dafür tauchen nach einer Weile aber Sonden ähnlich der eigenen auf, die in acht Richtungen um sich schießen und einem im Handumdrehen den Rest geben. Leider gibt es außer dem Begleiter an Extras höchstens spezielle Energieeinheiten, die die ganze Leiste füllen. Stärkere Waffen, temporäre Unverwundbarkeit o.ä. sucht man vergebens.

Ein großes Problem ist zudem, dass man nach Verlust eines Bildschirmlebens nicht an der gleichen Stelle wieder einsteigt, sondern etwas zurückversetzt wird. Fortschritt mit Münzen erkaufen ist also nicht drin. Das Diabolische bei Aurail ist jedoch, dass man, falls man nicht weit genug vom Wiedereinsetzpunkt kommt, beim erneuten Abeben noch weiter hinten im Level startet. So kann man, wenn man Pech hat, wieder ganz von vorne im Stage loslegen. Bei den 3D-Abschnitten beginnt man gar per se immer wieder am Anfang. Nur mit viel Geduld und Übung wird man die späteren Welten zu sehen bekommen.

Aurail_neXGam_7Grafisch macht das Programm einen sehr guten Eindruck. Alle Sprites wurden mit Liebe zum Detail gezeichnet, und auch die Umgebungen in den 2D-Leveln können sich sehen lassen. Einziger optischer Wermutstropfen ist die Hintergrundgrafik in den 3D-Abschnitten, da man stets in einem unifarbenen, geraden Gang unterwegs ist, obwohl man in der Regel zu beschäftig sein dürfte, sich daran zu stören. Dafür machen die Gegner eine gute Figur und bewegen sich dank der Spriteskalierung von Segas 16B-Arcadebord auch sehr flüssig.

Die Musik besteht aus Rock- und Metalstücken, die dem Soundchip sägende Gitarrenklänge entlocken. Die Stücke wissen alle zu gefallen und passen zum Geschehen, nur das erste Lied kommt vielleicht etwas zu gemütlich daher. Bei den Soundeffekten gibt es nichts meckern, für akustische Auflockerung sorgen zudem viele verfremdete kurze Sprachsamples.

Beim Leveldesign hat sich Westone sichtlich Mühe gegeben, und nicht nur in grafischer Hinsicht. Das ist z.B. daran zu merken, wie gründlich alles aufgebaut ist, um den Spieler nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Es überwiegt dann auch die Neugier, den Rest des Levels zu sehen, obwohl man schon dutzende von Toden gestorben ist. Neben fieseren Gegnern ergänzen in höheren Leveln neue Elemente, wie z.B. Wände, die eigenen Schüsse reflektieren, das Erlebnis.

Die mehrphasigen Kämpfe gegen die eindrucksvollen Endgegner sind ebenfalls unterhaltsam und ziehen sich zum Glück auch nie zu lange hin.

Die Spielmechanik mit dem Erzeugen von Schilden ist interessant und gibt dem Spiel eine leichte taktische Note - will man die Energie lieber für die Sonde aufheben oder doch vorsichtshalber einen weiteren Schutzschirm aufbauen? Würde das Game nur aus den 3D-Abschnitten bestehen, wäre es wohl zu eintönig, als Abwechslung lockern diese Passagen das Geschehen angenehm auf.




Götz meint:

Götz

Aurail ist ein unkonventioneller Shooter, der den meisten Zockern einiges an Gewöhnung abverlangen wird. Hat man sich jedoch erst einmal reingekämpft, macht Aurail richtig Spaß und läßt einen so schnell nicht wieder los, auch wenn einem manche Stellen im Spiel die Tränen in die Augen treiben. Hätte man hier die Frustration etwas gesenkt und ein paar mehr Extras eingebaut (oder zumindest die Energie nicht so knapp bemessen), wäre noch eine höhere Wertung drin gewesen. Es ist sehr schade, dass der Titel so unbemerkt geblieben ist und bis heute keine Portierung erfahren hat, denn er braucht sich im dicht besetzten Feld der Sega-Arcade-Klassiker nicht zu verstecken

Positiv

  • Innovative Schild-Mechanik
  • Erfrischende Mischung aus 2D-und 3D-Sicht
  • Tolles Mecha-Design

Negativ

  • Wenig Extras
  • Gnadenloses Zurücksetzen bei Lebensverlust
Userwertung
5.4 3 Stimmen
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Aurail Daten
Genre Shoot’em’up
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1990
Vermarkter SEGA
Wertung 8.6
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neXGam YouTube Channel
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