Der tschechische Entwickler Lukas Navratil macht kein Geheimnis aus der Inspirationsquelle von Toby: The Secret Mine. Warum auch? Zu offensichtlich sind die Gemeinsamkeiten zum Vorbild, auch wenn sein Spiel hier und da mit eigenständigen Ideen aufwarten kann.
Die Story ist nicht wirklich preisverdächtig: Dem kleinen und eigentlich friedlichen Dorf, in dem Toby lebt, ist Schreckliches widerfahren. Fast alle Bewohner wurden von einer sehr großen, bösen Kreatur entführt. Und Toby macht sich auf den Weg, seine Freunde zu retten.
Ab sofort jagt man besagte Kreatur, die sich von den „guten“ Figuren tatsächlich nur in Sachen Größe und Augenfarbe unterscheidet, durch verschiedene Welten. Die große Stärke des Spiels ist dabei die Präsentation: Toby durchquert düstere Wälder, rennt über hüfthohe Wiesen, besteigt stürmische Berge, donnert auf einer Lore durch einen gefährlich heißen Minenschacht und landet in einer Fabrik voller tödlicher Fallen. Im Gegensatz zu LIMBO bringt Toby: The Secret Mine ein wenig Farbe ins Spiel, die stimmigen und wechselnden Hintergründe der einzelnen Areale tragen von Anfang bis Ende viel zur dezent bedrückenden Atmosphäre bei.
Bedrückend fand ich übrigens auch die Anzahl der Tode, die sich – als mahnende Zahl stets im Hauptmenü einsehbar – wie ein roter Faden durch das recht kurze Spiel ziehen. Toby ertrinkt, wird zerquetscht und aufgespießt, wirklich oft aufgespießt, von Pfeilen durchbohrt, von Pflanzen gefressen und von Sägeblättern … nun ja … zersägt. Der arme Toby stirbt und stirbt und stirbt. Nebenbei werden, von unaufdringlicher Musik und ordentlichen Effekten begleitet, versteckte Kameraden befreit und ein paar meist einfache Rätsel gelöst. Gegenstände sollen verschoben, Hebel umgelegt, Wände zerstört und geheime Türen geöffnet werden.
Die Steuerung geht angenehm exakt von der Hand. Die unzähligen Begräbnisse unseres Helden sind dennoch zwangsläufig und durch übertrieben viele, kaum vorhersehbare Trial & Error Passagen unvermeidbar. Vermeidbar wären auch diverse Orientierungsprobleme innerhalb besonders dunkler Abschnitte gewesen. An manchen Stellen wird ein Weiterkommen aufgrund der düsteren Farbgebung teilweise unnötig erschwert. Hier büßt Toby dann die meisten Sympathien ein, denn mit ein wenig mehr Abwechslung und durchdachterem Leveldesign wäre durchaus mehr drin gewesen.
Unter dem Strich ist Toby: The Secret Mine ein ordentliches Spiel, welches an allen Ecken und Enden LIMBO schreit, ohne dessen Klasse jemals zu erreichen. Mit 3 bis 4 Stunden Spielzeit ist es zwar ein kurzer Spaß, dennoch bietet es trotz diverser Unzulänglichkeiten genügend (gewohnte) Elemente, um die Reise bis zum Ende der geheimen Mine fortzusetzen. Wer LIMBO mochte, sollte Toby zumindest eine Chance geben!