Pokemon Karmesin im Test

Es war 2019, als damals mit Pokemon Schwert/Schild die letzte Pokemon-Generation begann. Es war die aller erste, die nicht mehr auf einem Handheld erschien – der 3DS war zu diesem Zeitpunkt bereits eingestellt – sondern vielmehr auf Nintendos damals neuster Plattform, der Switch. Das Game war okay, blieb allerdings hinter den Erwartungen der Fans zurück.

Pokemon Karmesin/Purpur, dass 2022 herauskam, sollte es besser machen. Es wurde viel versprochen: Eine offene Welt, eine neue Story, generell viel Neues und wenig Altes. Du wirst merken, dass die Pokemon Company alte Zöpfe abschneiden wollte und mit dieser Edition dann auch insgesamt 1000 Pokemon feiern wollte. 

Doch als das Spiel herauskam, stieß es wie der Vorgänger nicht unbedingt auf Gegenliebe. Genau wie bei den letzten Remakes Strahlende Perle und Scheinender Diamant war die Startversion ziemlich verbuggt und fehlerbehaftet. Nintendo gelobte zwar Besserung und hat seit damals das Spiel gepatcht. Allerdings wurden nicht alle Fehler seit dem beseitigt. Beim Testen traten nämlich immer noch Slowdowns, Ruckler und üble Grafiknachlader auf. Wenn auch nicht so stark, wie bei der ursprünglichen Fassung.

Doch davon mal abgesehen, hält Pokemon Karmesin – das uns zum Testen zur Verfügung gestellt wurde - das Versprechen, alles neu zu machen? Schließlich will das Game auf dreierlei Art auftrumpfen. Erstens, die offene Welt, die du frei bereisen kannst. Zweitens das Transportvehikel, das dieses Mal etwas Besonderes ist. Und zum Dritten gleich drei verschiedene Geschichten, die du im Playthrough verfolgen kannst.

Kommen wir zunächst zum Transportvehikel, oder besser gesagt, dem Transportmonster. Bereits in früheren Teilen war es so, dass du im Laufe eines Games immer mobiler unterwegs warst. Erhieltst du am Anfang häufig „nur“ ein Fahrrad, kriegtest du im Laufe des Spiels auch Zugriff auf Gaben, mit denen man ebenfalls bestimmte Pokemon ausrüsten konnte, umso beispielsweise über das Meer zu schwimmen. In Pokemon Karmesin/Purpur entfällt das alles, beziehungsweise wird all dies durch eine einzige Kreatur ersetzt, die man gleich direkt zu Beginn des Spiels kriegt. Koraidon ist ein legendäres Pokemon, das im Laufe der Story, immer mehr Fähigkeiten erhält, mit denen es dann auch Stellen überwinden kann, die vorher unzugänglich waren.

Das hat auch Auswirkungen auf die Spielewelt. Die gibt sich offen und frei zugänglich. Theoretisch kannst du überall hin, wo du hin möchtest. Praktisch sind dem allerdings Grenzen gesetzt. Du stößt beispielsweise auf Felswände, die du erst dann erklimmen kannst, wenn Koraidon die entsprechende Fähigkeit erlernt. Ergo kannst du diesen Aspekt des Spiels ruhig als eine Art PR-Übertreibung bezeichnen. Wobei du jedoch darüber hinweggucken kannst, da die Gebiete, innerhalb denen du dich bewegst, in einem kleinen Grad viel Bewegungsfreiheit und Abwechslung geben.

Und das Spiel tut wirklich alles, damit du fasziniert stehen bleibst und die Welt genießt. Denn abgesehen von den bereits oben erwähnten Mankos macht das Game einiges her. Man merkt, dass die Entwickler sich dabei an der Spielewelt von Pokemon Legenden: Arceus orientiert haben. So siehst du dieses Mal auf Anhieb, was für Pokemon die Gegend bevölkern, wenn du dich durch die Umgebung bewegst. Die Überraschungsangriffe aus dem hohen Gras sind damit endgültig passé. Stattdessen kannst du jetzt gezielt Jagd auf gewünschte Pokemon machen.

Zur Story: Wie bereits erwähnt, existieren dieses Mal drei unterschiedliche Erzählungen und Storylines, mit denen du dich beschäftigen kannst. Da ist zum einen der Weg des Champs, die klassische Geschichte, in der du verschiedene Arenaleiter besuchst, sie besiegst, um am Ende dann nach einer abschließenden Prüfung Champions der Champions zu werden. Zum anderen ist da die Straße der Sterne, wo wir fünf Camps von Team Star, dem Gegenspielerteam von Pokemon Karmesin, aufsuchen und besiegen müssen. Und zu guter Letzt ist da noch „Der Pfad der Legenden“, wo wir für einen Freund Geheimgewürze finden müssen und hierfür fünf „Herrscher-Pokemon“ auffinden und zu bezwingen haben. Eingebettet ist dies in ein Land, dass eindeutig sich an Spanien orientiert, und dessen Welt einen wirklich dafür belohnt, dass du jeden Winkel erkundigst.

Doch von den Geschichten fällt dabei die Straße der Sterne enttäuschend aus, weil sie im Prinzip nur so etwas wie ein Autobattler ist. Wir müssen innerhalb von zehn Minuten 30 Pokemon eines bestimmten Typs besiegen, ehe du dann gegen den jeweiligen Anführer antreten darfst. Dies geschieht allerdings nicht in Form der üblichen rundenbasierenden Kämpfe. Vielmehr schicken wir einfach nur zwei Pokemon aus unserem Team los, die dann die anderen Pokemon so lange bekämpfen, bis diese besiegt worden sind. Was entsprechend auf Dauer ermüdend und langweilig ist.

Auch der Weg der Champs hat seine Schwächen. Denn es gibt hier kein Levelscaling. Das bedeutet, dass die Pokemon des jeweiligen Gegners sich nicht an eurem Level orientieren, sondern ein eigenes besitzen. So kann es locker passieren, dass du mit einem schwachen Team gegen ein starkes gegnerischeres antrittst, dass mit dir problemlos den Boden aufwischt. Für Casualspieler kann dies sehr frustrierend sein, während Pokemonprofis den einen oder anderen Kniff kennen, wie du das Manko ausgleichen kannst.