Die Siedler: Neue Allianzen im Test

PC Windows

Lange lag „Die Siedler“-Reihe brach. Es gab kaum Lebenszeichen und es schien so, als ob Ubisoft diese Spieleserie vergessen hat. Bis „Neue Allianzen“ angekündigt wurde. Also alles gut, oder?

Die Siedler Neue Allianzen neXGam 14Man muss schon unter einem Stein gelebt haben, um die Kontroversen, die sich um dieses Spiel ranken, nicht mitgekriegt haben. Alles fing gut an, es wurde gesagt, dass mit Christian Hagedorn einer der Macher der ersten Siedler-Titel mit an Bord war, ein erstes Gameplay-Video wurde herausgebracht, dass an die guten alten Zeiten erinnerte: Als Fan der Reihe schien es so, als ob sich endlich ein Traum erfüllen würde.

Doch dann begangen die Dinge sich bergab zu entwickeln. Das Gameplay wurde massiv überarbeitet und Christian Hagedorn verließ schon bald das Projekt. Immer neue Details wurden veröffentlicht und es wurde klar, dass das Gameplay sich weg von einer Wirtschaftssimulation mit Wuselfaktor hin zu einem eSport-ähnlichen Spielprinzip entwickeln würde. Dass das Kontroversen auslöste, war vorhersehbar.

Jetzt ist Die Siedler: Neue Allianzen herausgekommen. Und es war kein gelungener Start. Das Spiel erwies sich zum Launch als äußerst instabil und führte bei vielen PCs, darunter auch bei meinem, beim Spielen zu Crashs. Erst nach mehreren Patches wurde der Titel endlich so etwas wie spielfähig.

Das Spiel bietet nicht sonderlich viele Möglichkeiten, sich auszutoben. Es gibt ein ausführliches Tutorial, das die diversen „Aspekte“ des Games vorstellt. Es existiert das Gefecht, wo du entweder alleine oder zu viert gegen eben so viele Computergegner oder andere menschlichen Opponenten antreten kannst. Und dann ist da noch die Kampagne, wo du das Schicksal von Flüchtlingen lenkst, die auf der Suche nach einer neuen Heimat auf Freunde und Feinde treffen.

Die Siedler Neue Allianzen neXGam 62Letzteres klingt natürlich ein wenig wie die Kampagne von Siedler 2. Doch der Vergleich hinkt. Denn damals und im Remake hattest du durchaus Missionen, die auch ohne das Besiegen eines Feindes funktionierten. Nicht so in Neue Allianzen. Hier läuft das Missionsziel immer darauf hinaus, Gegner endgültig niederzuringen, was auf Dauer natürlich etwas eintönig ist.

Wobei man beim Spielen das Gefühl hat, dass die Entwickler nicht recht mit Herz bei der Sache waren. Viele Entscheidungen wirken undurchdacht oder eher halbherzig implementiert. Oft genug hält man als Alt-Fan innen und fragt sich, was die Programmierer sich jetzt bei dem Ganzen gedacht haben.

Doch zunächst etwas Positives: Der Wuselcharme der Siedler-Reihe ist auch dieses Mal vorhanden. Es ist jede Menge auf dem Bildschirm los. Du siehst, wie einfache Siedler beispielsweise in Ingenieure ausgebildet werden oder in Soldaten. Du kannst Stunden damit verbringen, dem Bauer beim Arbeiten zuzusehen, oder wie Soldaten sich nach einem Kampf erstmal heilen. Hier macht Die Siedler: Neue Allianzen alles richtig.

Dabei kommen den Ingenieuren jede Menge Bedeutung zu. Es empfiehlt sich, im Laufe einer Partie möglichst viele von denen auszubilden. Denn sie sind wahre Tausendsassa.

Die Siedler Neue Allianzen neXGam 83Sie können, wie einst in Siedler III und IV Grenzpflöcke verschieben und so neue Bereiche für einen zugängig machen. Ebenso können sie sie in vorgegebenen Gebieten nach Rohstoffen suchen. Sie sind die Baumeister, die nötig sind, um alle Gebäude oder Straßen zu errichten. Und sie können Belohnungen in die nächsten Lagerhäuser transportieren.

Doch gleichzeitig sind sie auch Quelle enormer Frustration, da ihre KI oft zu wünschen übrig lässt. Zum Beispiel beim Grenzpflockverschieben: Sie hören damit auf, sobald sie ein neues Teilareal eingenommen haben. Oder aber begeben sich auf ein Mal komplett woanders hin, nur nicht dahin, wo man es logischerweise erwarten würde. Sie können auch alles liegen und stehen lassen, um auf ein Mal beispielsweise ein Gebäude zu errichten. Stets musst du aufpassen, was sie machen. Du siehst zwar, wenn sie beschäftigungslos sind. Wenn sie allerdings über das gesamte Gebiet verteilt sind, musst du sie suchen. Sie lassen sich zwar auf der Minimap highlighten, aber du kannst die Ansicht nicht zu ihren jeweiligen Positionen hinteleportieren.

Ebenso nervt die Steuerung. Hier hätte man sich eine kontextsensitive Maussteuerung gewünscht, so dass sie, je nachdem wo du hinklickst, von sich aus bestimmte Aktionen durchführen. Stattdessen musst du, wenn du beispielsweise Belohnungen abtransportieren willst, erst den entsprechenden Befehl auswählen und dann mit diesem aktiven auf die gewünschte Stelle klicken. 

Zurück zum Gebäudebau. Hier gibt es erfreulich viele. Es existieren die üblichen Bergwerke, jede Menge Militärgebäude, in denen du die verschiedensten Einheitentypen ausbilden kannst und natürlich die Lagerhäuser. Letztere sind essentiell, weil wenn deine jeweiligen Gebäude zu weit von dem Letzten entfernt sind, sie suboptimal laufen. Deshalb empfiehlt es sich, immer wieder welche bauen.

Allerdings gibt es auch hier Mankos zu vermelden. Denn hier wirkt es so, als ob die Entwickler nicht alles durchdacht haben. Bergwerke funktionieren beispielsweise so, ohne dass sie Nahrung benötigen. Forsthäuser pflanzen keine neuen Bäume für den Holzfäller, sondern ersetzen den sogar. Und die Erzeugung von Nahrung wurde außerdem stark simplifiziert.

Die Siedler Neue Allianzen neXGam 43Wo es früher notwendig war, für jeden einzelnen Produktionsschritt ein passendes Gebäude zu bauen, sind jetzt hier ganze Schritte in der Produktionskette ausgefallen. Du musst keine Brunnen mehr errichten, da Wasser als Ressource nicht mehr existiert. Es kommt nicht mehr so sehr auf die Platzierung der jeweiligen Produktionsgebäude an, weil die Felder des Bauern beispielsweise innerhalb des Gebäudes errichtet wird. Zwar existieren immer noch die bekannten Produktionsketten, so dass du die entsprechenden Produktionsinseln errichten musst. Aber durch den Wegfall von Rohstoffen und Elementen einer Produktionskette fehlt Die Siedler: Neue Allianzen gleich einiges an Charme.

Natürlich kannst du auch mit Militärgebäuden Grenzen erweitern, nicht nur mit den, zugegeben langsam arbeitenden Soldaten. Doch anders als in früheren Teilen müssen diese nicht mehr von Einheiten besetzt werden, sondern bleiben unbesetzt und bilden einfach nur Buffs, die das Land und die Truppen verteidigen und unterstützen.

Und wer sich auf taktische Auseinandersetzungen gefreut hat? Der wird ebenso enttäuscht. Im Prinzip läuft alles darauf hinaus, dass du jede Menge Truppen verschiedener Typen anhäufst, möglichst mehr als dein Gegner und diesen dann mit deinen Massen erdrückst. Finesse sieht anders aus.

Übrigens kannst du im Gefechtsmodus auch unterschiedliche Völker auswählen. Doch abgesehen von der Kolorierung unterscheiden sie sich nicht signifikant voneinander. Sie nutzen dieselben Einheitentypen, dieselben Gebäudetypen, alles ist ein und dasselbe.

 

Götz meint:

Götz

Es ist enttäuschend, was Ubisoft aus der Die Siedler-Marke gemacht hat. Das Game bleibt hinter allen Möglichkeiten zurück und wirkt teilweise nicht richtig durchdacht. Der Wuselcharme ist zwar vorhanden, doch täuscht er nicht darüber weg, dass das Game erheblich vereinfacht wurde. Der Wegfall von Ressourcen oder die Tatsache, dass Militärgebäude nicht mehr besetzt werden müssen, fällt eklatant auf. Grafisch ist das Spiel okay, und danke der Patches auch mittlerweile spielbar. Aber trotzdem: Man hätte bei einem Die Siedler mehr erwartet. Viel mehr als das, was man jetzt vor sich hat.

Positiv

  • Wuselfaktor vorhanden
  • Gute Grafik

Negativ

  • Wirkt stellenweise nicht endgültig durchdacht
  • KI der Ingenieure lässt zu wünschen übrig
  • Zu simplifiziert
Userwertung
5.2 7 Stimmen
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Die Siedler: Neue Allianzen Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1-4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2023-02-17 22:01:15
Vermarkter Ubisoft
Wertung 5.6
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neXGam YouTube Channel
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