Die Story von Maniac Mansion mutete auf den ersten Blick konventionell an: Sandy, die Freundin des Durchschnittstypen Dave wurde vom bösen Dr. Edison entführt um sie für wissenschaftliche Experimente zu nutzen. Doch hier endet eigentlich schon das Klischee und der Spieler wird vor die erste Besonderheit gestellt. Denn noch vor Spielbeginn muss sich der Spieler für eine Gruppe aus 3 Personen entscheiden. So lassen sich neben dem gesetzten Dave noch 2 Freunde auswählen, welche durch unterschiedliche Fähigkeiten zur Lösung und damit zur Rettung Sandys beitragen. So kann Physiker Bernard allerlei technische Geräte reparieren, während Syd und Razor Musiker sind und dementsprechend Instrumente bedienen können. So sind je nach Charakterkonstellation unterschiedliche Lösungswege für das Spiel möglich - ja sogar nötig.
Im Spiel fällt bereit das nächste neue Feature auf, welches Adventures deutlich massentauglicher machte: Statt der klassischen Texteingabe für Interaktionen mit der Umwelt, welche des öfteren in munteren Ratereien gipfelte, bietet Maniac Mansion mit der sogenannten SCUMM-Engine dem Spieler die Möglichkeit via Interaktionsverben auf der unteren Bildschirmhälfte und dem Anklicken von Gegenständen auf dem Bildschirm mit der Umgebung und Personen zu interagieren. Das erleichterte das Aufsammeln und Kombinieren von Gegenständen enorm und ermöglichte Maniac Mansion einen bis dato nicht bekannten flüssigen Spielfluss.
Doch der Hauptgrund warum Maniac Mansion und seine Nachfolger noch heute Kult sind, ist wahrscheinlich das Spieldesign und der unverwechselbare Humor. Dieser richtet sich mit einer Mischung aus Parodien, Klischees, Anspielungen, Running Gags und nicht zuletzt durch eine gesunde Portion Skurrilität an ein älteres Publikum, welches auf anspruchsvollere Art unterhalten werden möchte und neben Rätseln und Knobeleien, gerne die ein oder andere Auflockerung in Form von schrägen Charakteren wie dem grünen und lila Tentakel oder der Dame des Hauses Edna - welche eine Vorliebe für junge Männer hat - genießt.
So rätselt sich der Spieler durch das verrückte Haus von Dr. Edison (dessen Namen ja selbst bereits eine Parodie ist), indem er dem deprimierten Tentakel bei der Rockkarriere hilft, es mit Wachsfrüchten füttert oder via Telefon Dirty-Talk mit Edna hält. Das alles ergänzt sich wunderbar zu einem rundum gelungenen Adventure-Paket. Die einzige Schwäche unter der Maniac Mansion leidet, resultiert direkt aus dem verrückten Gamedesign: Nicht alle Lösungswege sind direkt logisch und erfodern kreatives Denken. Ebenso haben die Entwickler eine Menge nutzloser Items verteilt, die überhaupt nicht zur Lösung benötigt werden. Das macht das Game zwar witziger, aber auch frustrierender, wenn man nicht weiß wo man nun wie welches Item einzusetzen hat. Doch in Zeiten des Internets ist auch das kein wirkliches Gegenargument mehr.
Die Atari ST Version erschien erst 2 Jahre nach dem C64 Original im Jahre 1989 und wurde technisch den Fähigkeiten angepasst: Mehr Details, größere Sprites und mehr Farben verwöhnen den Spieler, wenn auch Maniac Mansion weit davon entfernt ist den Atari-Rechner zu fordern. Netterweise kann das Spiel einfach via Drag and Drop auf die Festplatte kopiert werden, was Ladezeiten minimiert und Speichern erleichtert. Kopierschutz gibt es keinen, lediglich eine Codeabfrage im Spiel. Musik und Sound wird bei Maniac Mansion nur spärlich eingesetzt, ausser ein paar Piep- und Türgeräusche herrscht meist Stille, was sich aber über alle Plattformen zieht, bis auf den nervigen NES-Discman.
Unser Videorückblick zu Maniac Mansion:
Maniac Mansion ist zurecht ein Genre-Klassiker, der in keiner Adventure-Sammlung fehlen darf. Gerade der Aspekt, das Game auf unterschieldichen Wegen zu lösen und sein Humor macht es einzigartig und motiviert immer wieder, einen anderen Weg zu versuchen. Spiele wie Maniac Mansion sind es, die Ataris Rechenknecht auch zu einer hervorragenden Spieleplattform machen. Fairerweise ist das Spiel sogar in Deutsch erhältlich.